Donnerstag, 1. März 2012

Meine Lieblings-Kinofilme 2011 – Teil I

Es zog sich etwas hin, aber mit gutem Grund. Erst musste ich abwägen, ob ich Melancholia ausreichend genug mag, um Lars von Triers Weltuntergangspoem in diese Liste aufzunehmen (Antwort: Nein!), dann haderte ich damit, Kevin Smiths viel gehypten Thriller Red State zu berücksichtigen (Antwort: Knapp daneben ist auch vorbei!), und dann bin ich einfach nur in Arbeit versackt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und mit etwas mehr Abstand lässt es sich eh viel rationaler bewerten.

Wobei Rationalität eh so eine Sache ist, denn der Titel dieser Hitliste verrät schon alles. Dies sind nicht "Die Filme des Jahres 2011, die sich im Filmkanon festsetzen werden" und auch nicht "Die besten Filme 2011". Dies sind meine Lieblingsfilme des Jahres. Wer den Unterschied noch immer nicht verstanden hat ... der wird sich eh nur über die Rangfolge aufregen.

Ich hatte mir vor einiger Zeit fest vorgenommen, keine Doppelplatzierungen mehr zu vergeben, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht zwischen den beiden Überraschungskomödien des Sommers entscheiden. Und ehe ich erst zum Sommerbeginn 2012 auf das Kinojahr 2011 zurückblicke, lebe ich lieber damit, zwei äußerst unterhaltsame Komödien auf den letzten Rang dieser Hitliste gepackt zu haben. Hat Brautalarm kleinere Längen und ist Nichts zu verzollen von Anfang bis Ende vergnüglich, haben die Chaosbräute mehr Charakter und liefern so ganz nebenher eine annehmbare Lebenskrise-Dramödie ab. Die französisch-belgische Zollkomödie zielt dafür wunderbar albern auf falschen Patriotismus ab, auch wenn manche Figuren noch was bissiger hätten sein dürfen. Somit sind beides brüllend komische Comedys mit kleineren Schwächen und unerwarteten Pluspunkten.

Platz 19: Hangover 2
Ja, es ist der selbe Plot wie in Hangover, nur schmutziger, boshafter und in Bangkog. Ja, die Musikauswahl kommt nicht an die Partystimmung des Originals heran. Nein, das stört mich nicht. Das Wolfsrudel ist eine herrlich vergnügsame Chaostruppe und ihre derberen, härteren Erlebnisse in T-Hailand haben mir wieder Bauchmuskelschmerzen beschert. Sowohl beim ersten Mal, als auch beim zweiten Mal in ultrageselliger Runde. Zahlreiche rezitierbare Sprüche und eine aus dem Fincher-Universum gestohlene Beleuchtung/Kameraarbeit schubsen Hangover 2 in meine Jahresbestenliste. Wem das nicht passt, biete ich halt ein paar Friedens-Marshmallows an.

Was waren die Sorgen einiger Hollywoodanalysten groß: Tom Cruise taugt nur noch was, wenn er sich als Nebendarsteller zum Vollhorst macht (Tropic Thunder rulez!). Das Mission: Impossible-Franchise hat ausgedient. Brad Bird kann keine Realfilme drehen. Und überhaupt und sowieso! Was haben sie stattdessen bekommen? Tom Cruises kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten! Schluckt Wüstenstaub, ihr Aasgeier!
Zwar verpulvert Bird sowohl Josh Holloway als auch Michael Nyqvist, und auch der Plot ist ziemlich dünn. Doch dafür baut Brad Bird Simon Pegg zum großartigen Techniknerd/Agentenkomiker aus, lässt Tom Cruise erneut leinwandfüllend halsbrecherische Stunts ausführen (dieses Mal aber mit inhaltlicher Relevanz, statt wie John Woo nur Cruises Ego zu unterstützen) und lässt Michael Giacchino die Ohren des Agentenfilm-Fans verwöhnen. James Bond mag neuerdings auf Wackelkamera und eine verkorkste Liebesgeschichte setzen, die ihn innerlich verreißt. Soll er doch, übernimmt halt Ethan Hunt unter Birds sehenswerte Action spinnender Leitung Bonds alte Aufabe im Popcornkino. Und als nächstes, lieber Brad, überzeugst du Disney und Warner Bros., endlich 1906 mit einem Mordsbudget zu unterstützen. Du schaffst es!

Platz 17: The Green Hornet
Von allen Filmen, die Cameros Diaz 2011 herausgebracht hat, in denen sie das Objekt der lüsternen Begierde eines Mitglieds des erweiterten Apatow-Clans gibt und Coolios Gangsta's Paradise zu hören ist, ist diese Actionkomödie mit meilenweitem Abstand der beste. Seth Rogen hat mich als Ich-bezogener, maskierter Verbrechensbekämpfer, der regelmäßig gewaltigen Stress mit seinem Sidekick hat, vollkommen überzeugt. Die Verballhornung der üblichen Helden-Gehilfe-Dynamik, Michel Gondrys schrägen Einfälle und ein, am Set offenbar mies gelaunter, abstrus aufspielender Christoph Waltz machen diesen etwas anderen Superheldenfilm zu einer durchgeknallten Wonne. Sobald die Startschwierigkeiten der Story überkommen sind und wenn Cameron Diaz' komödiantisches Potential nicht gerade verschenkt wird. Außerdem habe ich wohl niemals besseres konvertiertes 3D gesehen als hier. Es geht also doch!

Wie oberflächlich kann diese Jahreshitliste noch werden? Hat unser geschätzter Filmkritiker jeglichen Anspruch im Multiplex gelassen? War 2011 ein lohnenswertes oder ein beschämendes Jahr für die Disney-Studios? Die Antwort darauf und vieles mehr ... demnächst ...

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3 Kommentare:

Dr-Lucius hat gesagt…

Öh, immer diese Cliffhänger in Deinen Texten..:-)

Dr-Lucius hat gesagt…

Sag mal Sir D., jenseits von Nr. 20, kommen dann die schlechtesten Movies oder nur was Belangloses, das noch nicht mal ignoriert werden sollte? Neugierig...:-)

Sir Donnerbold hat gesagt…

Direkt an meine Lieblingsfilme 2011 schließen doch nicht die schlechtesten an. Wäre ja ein klein wenig irrsinnig.

In dieser Artikelreihen kommen die besten vor, die schlechtesten habe ich ja schon abgehandelt - und alles was dazwischen ist, wäre ja "Die unterdurchschnittlichsten, mittelmäßigsten und leicht überdurchschnittlichsten Filme 2011". Wen soll das schon interessieren?

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