Dienstag, 18. Januar 2011

Meine Lieblings-Kinofilme 2010

Mittlerweile ist es auch wieder ein paar Tage her, als ich in meinen Gedanken zum Kinojahr 2010 die Möglichkeit ansprach, eine Hitliste meiner liebsten Kinofilme des Jahres zu veröffentlichen. Mittlerweile steht mit Black Swan das erste für mich wirklich wichtige Kinohighlight von 2011 an, außerdem habe ich aktuell für Quotenmeter eine Kinovorschau auf die kommenden Monate verfasst... da wird es wirklich langsam Zeit, mit 2010 abzuschließen. Also, nicht mehr lange gefackelt und endlich an die Hitliste gesetzt!

Es handelt sich dabei übrigens strikt um eine Lieblingsliste, nicht um eine Jahresbestenliste. Für letzteres hätte ich mir alle Kandidaten nochmal hintereinander auf DVD ansehen müssen und mich intensiv mit ihnen auseinandersetzen - wozu ich einfach nicht die Zeit habe. Stattdessen lasse ich mein Filmherz sprechen.
Außerdem beschränke ich mich auf Filme, die ich im Kino sah - "DVD-Premieren" lasse ich allein schon deshalb aus, weil ich noch weitere Monate bräuchte, bis ich alle eventuell interessanten Filme des Jahres 2010 gesehen habe.


Des Deutschen zweitliebster Animationsfilm 2010 und Illumination Entertainments überraschendes Debütwerk vereint Humor für alle Altersklassen, wunderbar witzige Randfiguren (die Minions könnte ich mir sehr gut als Stars einer Kino-Kurzfilmreihe vorstellen - aber bislang müssen wir hiermit vorliebnehmen) und einen charismatischen Schurken-Protagonisten. Die deutsche Synchro mit Oliver Rohrbeck und Jan Delay war fantastisch und die Mischung aus Humor und Herzlichkeit war zwar nicht ganz auf Pixar-Niveau, aber dennoch sehr ausgewogen und ein Vorbild für alle Dreamworks-Streifen, die nicht von Ex-Disney-Regisseuren gemacht wurden. Ein toller Spaß, der auf DVD geholt wird!

Platz 15: Machete

Nach langer Wartezeit war es 2010 endlich so weit: Robert Rodriguez' Machete metzelte sich in die Kinos! Das Grindhouse-Spinoff mit dem absurd namenhaften Ensemble und der vollkommen abgefahrenen Gewalt nahm sich süffisant grinsend dem Rache-Exploitationfilm an und führte ihn gleichermaßen ad absurdum, wie er ihm eine hübsche Dosis stilsicherer Inszenierung schenkte. Rodriguez' Klasse als kunstvoller Regisseur, der seine gestalterischen Qualitäten halt lieber für banale sowie gewollt banale Stoffe hergibt, wird besonders deutlich, wenn man die Mexploitation-Hommage Machete mit der Blaxploitation-Parodie Black Dynamite vergleicht. Letzterer hat den abgedrehteren und irrwitzigeren Humor, ist aber viel steifer umgesetzt und unterscheidet sich in den Actionsequenzen nur durch den Witz von seinen Vorlagen. Machete hingegen bietet Momente wie seine eindrucksvolle Ave Maria-Passage.

Platz 14: Nine

Rob Marshalls Leinwandfassung der Musicaladaption von Fellinis 8 1/2 hat das Zeug dazu, ziemlich zu polarisieren. Entweder man findet Nine umwerfend oder unterwältigend. Ich geselle mich mit Freuden zur erste Gruppe, wenngleich mir sehr bewusst ist, in welchen Belangen Nine seinem heimlichen Vorgänger Chicago weit unterlegen ist. Der Spagat zwischen schimmernder und strahlender Musikunterhaltung und dem Versuch gleichermaßen das intelektuelle Arthousepublikum anzusprechen scheiterte und führte zu einem Musical, das sich von seiner Zuschauerschaft distanziert, obwohl es offensichtlich mit all seinem Glitzer Kurzweil stiften möchte. Über dieses seltsame Bauchgefühl während des Filmkonsums kann ich angesichts der tollen Regieführung, den großartigen Choreographien und der fantastischen Ausstattung großteils hinwegsehen. Für die Handlung habe ich ebenfalls einen schwachen Punkt und im Kontext des Films sind die Lieder ebenfalls recht gut. Wäre nicht die bemühte Oscaranbiederung zu spüren, stünde er sicher höher in meiner Gunst.


Und es bleibt polarisierend. Wie jeder potentielle Kultfilm zog auch der genüsslich schräg betitelte Männer, die auf Ziegen starren Scharen von ihn beknieenden Fans um sich, die ihn zitierend in den Alltag einbetteten, während andere den Kopf schüttelten. Mit Jeff Bridges als Jeff Bridges, Ewan McGregor in einer Rolle, die nur Ewan McGregor witzig auf die Leinwand bringen kann, George Clooney in vollstem Coen-Brüder-Modus und Kevin Spacey als... naja, Kevin Spacey in seiner Paraderolle des gelackten Affen ist diese groteske Komödie mit erschreckendem Realitätsbezug einfach makellos besetzt. Neben herrlich dämlicher Sprüche gibt es noch herrlich verplantes Armeetreiben und eine hübsche Dosis Flowerpower.
Ein großer Wermutstropfen bleibt jedoch... Nämlich die Gewissheit, dass der Film um ein vielfaches besser gelungen wäre, hätte Gore Verbinski Regie geführt.

 Platz 12: A Serious Man

A Serious Man erhielt ja einhelliges Kritikerlob, doch was viele verschwiegen, ist dass diese Komödie biblisch-kleinstädtischer Ausmaße wirklich nicht jedermanns Bier sein wird. Die in den mittleren Westen der USA und die 60er Jahre verlegte Hiobsgeschichte spielt auf der ganz leisen Klaviatur des Humors, erzielt damit aber eine sehr langanhaltende Wirkung und wird mit jedem Ansehen immer besser. Und es wären nicht die Coens, wenn man nicht auch jede Menge Diskussionsgrundlage in dieser intelligenten, bitterbösen Komödie finden würde. Sei es die selbst ausgedachte, "uralte" jiddische Parabel zu Beginn, der Ursprung des Unglücks unseres geschundenen Protagonisten oder die in zwei mögliche Richtungen interpretierbare Grundaussage des Films. A Serious Man ist eine ultrahohe Dosis des Coen-Stils. Entweder man lacht, oder man fühlt sich, als wäre man gegen eine Tafel gehämmert worden.

Platz 11: Up in the Air

Obwohl Up in the Air das derzeitige Lebensgefühl vieler Menschen perfekt einfängt und mit seinem bedächtigen sowie pointierten Humor die eine oder andere Lebensweisheit ansehnlich und unaufdringlich verpackt, habe ich irgendwie die Befürchtung, dass Jason Reitmans Tragikomödie nicht vor dem Schlund des Vergessens gefeiht ist. Ja, sogar sechs Oscar-Nominierungen können solche Schicksale nicht verhindern. Vielleicht hat Up in the Air schlicht Pech, womöglich ist er etwas zu still oder aufgrund des Lebensstils seiner Hauptfigur auf oberflächlicher Betrachtungsweise für viele Zuschauer im ersten Moment nicht greifbar genug. Klar ist nur, dass ich es schade fände, wenn Up in the Air aus den Augen des Publikums und so aus dessen Sinn gerät. Also, wer ihn noch nicht hat, sollte ihn sich auf DVD oder Blu-ray holen! Ist nicht nur sehr smart, sondern auch ideal für einen kuscheligen, niveauvollen Filmabend auf dem Sofa. Muss ja nicht immer Tatsächlich... Liebe sein.

Das waren also die Filme, die es nicht in die Top Ten geschafft haben und die ich trotzdem unbedingt genannt haben wollte. Um eure Augen zu schonen (und mir etwas Bedenkzeit zu geben, wie die Rangfolge auf ein paar der höheren Plätze aussieht), möchte ich hier eine Zäsur setzen und euch auf demnächst vertrösten. Dann gibt es hier im Blog meine zehn Lieblings-Kinofilme des Jahres 2010!

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7 Kommentare:

The Hirsch hat gesagt…

Bin schon mal gespannt in welche Reihenfolge du The Social Network und Inception gesetzt hast. Ich kann mich nicht entscheiden welcher Film "besser" war....

Steve hat gesagt…

Auf die Top 10 bin ich auch sehr gespannt. Und das erinnert mich daran, dass ich auch noch meine Liste erstellen muss.

Luanalara hat gesagt…

Ach, schön wieder an so ein paar Kleinode aus 2010 erinnert zu werden. "Männer, die auf Ziegen starren" ist sicherlich nicht ein Film für jeden, aber gerade Ewan McGregor fand ich ganz toll (was natürlich an dem Running Gag seiner Rolle lag. und daran, dass er Ewan McGregor ist.).

"Ich, einfach unverbesserlich" war auch goldig, aber die Szene mit den 3 kleinen Kätzchen fand ich etwas zu zuckrig. Ansonsten, toller Film, geniale Synchro (Jan Delay! Wer hätte das gedacht!).

Von "Nine" ist mir v.a. im gedächtnis geblieben: Fergie in der für mich besten Gesangsnummer des Films, Penelope Cruz, die ich hier irgendwie sogar mochte, und Marion Cotillard toll wie immer. DDL mag ich immer noch nicht.

Top 10, auch ich bin gespannt (Platz 1 TS3? Oder Rapunzel? *g*).

Anonym hat gesagt…

Darf man dreist fragen, wann der Rest kommt? Bin nämlich schon gespannt!

Sir Donnerbold hat gesagt…

Klar darf man fragen. Bloß kann ich dir leider keine konkrete Antwort geben. Ich arbeite derzeit peu à peu an den Top 10 und möchte außerdem noch meine neue Oscar-Prognose rechtzeitig fertig kriegen, weshalb ich nicht genau weiß, wann ich genug Freiraum habe, um den Artikel zu beenden. Kreisen wir es mal ein: Sonntag bis Dienstag.

Anonym hat gesagt…

Das klingt gut, gerade, nachdem deine aktuelle Oscar-Prognose veröffentlicht wurde! :-)

Cooper hat gesagt…

Tja, da sich Sir Donnerbold ja dafür interessiert hat, was mich an diesen Plätzen denn nun überrascht hat bzw. ob sich hier Filme finden, die ich nicht in der ganz persönlichen Jahresbestenliste von ihm erwartet hätte, sollte ich so kurz ich kann vllt. schreiben, was ich beim Lesen und anschließenden Nachdenken so dachte.

Überrascht war ich darüber, "Nine" hier vorzufinden. Das Musical, das an den hohen Erwartungen durch das Oscarprämiere "Chicago" doch arg gelitten hat was den Kommerziellen aber auch künstlerischen Erfolg betrifft ist sicherlich ein toller Film. Doch das Kinojahr 2010 hatte so einige gute Filme zu bieten.

Ich sah eigentlich eine Top 15 Liste auf die hiesigen Blogleser zukommen. Darin rechnete ich ganz fest mit "Tron:Legacy" den der Blogger Sir D. ja vor dem deutschen Publikum im Jahr 2010 sehen konnte. Daneben hatte ich aber auch den Film "Sherlock Holmes" darin vermutet, den der "Erpel" gleichfalls für richtig gut befunden hatte.

Ich rechnete also mit zwei Filmen mehr, die nicht hier zu lesen sind und "Ich, einfach unverbesserlich" hätte ich bei den Plätzen 15-11 an 12.Stelle gesehen.
"Machete" an 14. Position, "Männer die auf Ziegen starren" auf der 11 und "Up in the Air" auf dem 13. Platz. Ohne "A Serious Man" Schmälern zu wollen, wäre er dann nicht über Platz 15 herausgekommen. Wohl bemerkt, das war eine Auseneinschätzung anhand deiner Äußerungen sofern ich sie noch im Kopf hatte und sie mir ein Bild vermittelten.

Ich selbst habe von diesen plazierten Filmen lediglich "Up in the Air" und "Männer die auf Ziegen staren" gesehen. Zu mehr kam ich noch nicht...

So das war´s von mir - ich mach mich dann mal. *wink* Cooper

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