Dienstag, 6. März 2012

Meine Lieblings-Kinofilme 2011 – Teil III

Wie viele Disney-Filme haben es denn nun vergangenes Jahr in mein Filmherzen geschafft? Und wie sieht es mit den Oscar-Kandidaten des Vorjahres aus? Es wird Zeit, für Aufklärung zu sorgen! Ohne es also weiter in die Länge zu ziehen, steigen wir jetzt ein ... Und zwar in die Top Ten meiner Lieblingsfilme 2011.

Platz 10: Super 8
Alias-Schöpfer J. J. Abrams zeigt Steven Spielberg, was sein Publikum schon lange von ihm wollte. Mit einer fast schon aus der Leinwand triefenden 80er-Stimmung und herrausragenden Kinderdarstellern erzählt er die Geschichte einer Gruppe von Freunden, die während den Sommerferien einen Zombiefilm drehen wollen. Außerdem ist es ein Thriller über ein zerstörerisches Alien. Abrams balanciert beide Seiten von Super 8 mit sicherer Hand, fängt wundervolle Bilder ein und lässt diese von Michael Giacchino meisterhaft musikalisch begleiten. Gen Schluss wird es allerdings zu kitschig und klischeehaft, als dass ich Super 8 noch höher einordnen würde.

Platz 9: The Help
Einer von gleich zwei Filmen mit Emma Stone in meiner Hitliste, und ich habe wirklich lange mit mir gerungen, welchen ich besser bewerte. Nach eifriger Überlegung glaube ich, dass ich es eher verkraften kann, The Help auf Rang 9 zu setzen, auch wenn sich das vielleicht wieder ändern könnte. The Help hat einige der stärksten weiblichen, darstellerischen Leistungen des Kinojahres zu bieten und ist generell, ohne das Thema groß in den Fokus zu setzen, einer der feministischeren Filme der letzten Zeit. Was mich auch zu einem der Kritikpunkte führt, der The Help letztlich unter den nächsten Eintrag auf dieser Liste führt, denn diese Stärke wurde nicht konsequent genug durchgesetzt: Manche männliche Rollen hätte man radikal runterkürzen, vielleicht sogar ganz streichen können, da sie in ihrer jetzigen Form fast so wirken, als wollte man durch ihre Anwesenheit einfach nur den Ruf eines reinen Frauenfilms vermeiden. Was irrsinnig ist, denn dieses trotz ungeschöntem Blick letztlich optimistisch stimmende Rassendrama spricht mit seinem tollen Ensemble, einer kleinen, nötigen Prise Witz und unaufgesetzter Dramatik eh schon ein großes Publikum an - weshalb es in den USA zu einem Überraschungshit wurde. In Deutschland ging der Film leider unter, aber vielleicht schafft er es auf DVD, sich einen größeren Namen zu machen ...

Hiermit hätten wir einen Film, den ich wirklich schmerzlich bei der diesjährigen Golden-Globe-Verleihung vermisst habe. In Zeiten, in denen Julie & Julia (nett), Alice im Wunderland (gleichermaßen ansehnlich wie katastrophal), Burlesque (aaaah!), The Tourist (*schnarch*) oder My Week with Marilyn (würdiger Globe-Nominierter, aber nicht in dieser Kategorie!) als bester Comedy- oder Musical-Film nominiert werden, sollte Crazy, Stupid, Love. ein absoluter Selbstläufer sein. Eine Meinung, die mich selbst überrascht, denn auch wenn mich das namenhafte Ensemble und die gelungenen Trailer durchaus auf diese Romantik-(Tragi-)Komödie aufmerksam machten, so rechnete ich keineswegs damit, solch einen Film zu meinen Jahreslieblingen zu zählen. Aber vorab konnte ich auch kaum ahnen, dass Crazy, Stupid, Love. die perfekte Mischung aus süß und sexy unschuldig und verrucht, bezaubernd-altmodisch und erfrischend-modern ist. Was Rapunzel für das Disney-Trickmärchen ist, stell dieser Ensemblefilm für die gute, alte Romantikkomödie dar – nämlich nostalgischen Rücksturz und Modernisierung zugleich. Da dürfte es kaum überraschen, das beide auch vom selben Autor stammen. Dan Fogelman liefert alles, was man von einer klassischen Romantikkomödie erwartet – und die neuen Genreableger kaum noch liefern. Statt billiger Pseudo-Konflikte, bei denen sich jeder noch nicht in die Kitschwelt eingelullte Zuschauer fragt, weshalb kein kurzes, alles sofort klärendes Gespräch zustande kommt, führen Fogelman und das Regie-Duo Glenn Ficarra & John ihre Figzren in wirklich deprimierende, reale Sackgassen. Man kann mit den Figuren in Crazy, Stupid, Love. richtig mitleiden, und dennoch auch sehr oft sorglos lachen. Teils, weil der alte Screwball-Humor mit einer moderneren Offenherzigkeit wiederbelebt wird, teils aufgrund von Slapstick, Wortwitz oder Situationskomik. Und teils, weil die vom Publikum erwarteten Standardsituationen oder das Genre an sich kommentiert werden.

Crazy, Stupid, Love.
wird zu keinem Zeitpunkt zum Meta-Film, ist sich aber sehr wohl bewusst, wo Ironie angebracht ist. So spricht Emma Stones ein langweiliges Liebesleben führende Figur mit ihrer Freundin darüber, welche FSK-Freigabe ihr Leben verdient hätte - das ist durchaus glaubwürdig (ja, manche Leute führen tatsächlich solche Gespräche *unschuldig pfeif*), aber auch ein netter Hinweis darauf, was von Crazy, Stupid, Love. zu erwarten ist. In einer anderen, improvisierten, Szene brummelt Steve Carell, welch ein Klischee im doch gerade widerfährt. Das alles ergibt zusammen mit dem wundervollen Ensemble und den herzlichen, wie angemessen frechen wie dramatischen Geschichten eine schwer schlagbare Mischung, die mehr als nur die Globe-Nominierung für Ryan Gosling verdient hätte. Die Gemeinheiten hätten für meinen Geschmack nur etwas fieser sein können, und der Übergang zum finalen Akt einen winzigen Tacken galanter, dann wäre vielleicht der nächsthöhere Rang in dieser Liste möglich gewesen. Trotzdem: Crazy, Stupid, Love. hat mir beim zweiten und dritten Mal Anschauen tatsächlich noch genauso gut gefallen, wie beim ersten Mal. Das schaffen Vertreter dieses Genres üblicherweise nicht. Hut ab! (Disney-Nerd-Bonuskommentar: Crazy, Stupid, Love. hätte eine perfekte Ergänzung der Touchstone-Filmographie abgegeben ...)

Ein überaus würdiger Gewinner für den 2011 verliehenen Oscar in den Katagorien "Bester Film" und "Bester Hauptdarsteller" – und auch Geoffrey Rush hätte ich für die Rolle des liebenswerten, leicht schrägen Sprachtherapeuten eine Trophäe gegönnt. Klar, es war weder die mutigste, noch die am meisten dem Zeitgeist entsprechendste Wahl, aber das mit sehr menschlichen Dialogen ausgestattete, inspirierende Drama über König George VI. und seine Sprachprobleme ist in sich hervorragend abgerundet und weiß ebenso zu berühren, wie auch zu unterhalten undanzuregen.

Platz 6: Der Gott des Gemetzels
Jaja, ich schulde euch noch eine richtige Filmkritik. Sorry, ich hatte die letzten Monate über zuviel Cobbler, und ich vertiefe mich neuerdings in der faszinierenden Welt der zahllosen Facetten an Klospülungen – wann soll ich da die Zeit finden, eine Rezension über dieses Kammerspiel sich zankender Ehepaare finden? Ach, mit der kurzen Laufzeit habt ihr euch das sicher eh schneller angeschaut, als manch eine meiner XL-Kritiken durchgelesen ...

Platz 5: 127 Hours
Wie denkwürdig, spannend, kurzweilig und nachdenklich soll ein Film über jemanden, der in einer Felsspalte festklemmt, denn schon sein? Der stilistisch wandelbare Brite Danny Boyle und ein sich von seiner facettenreichsten Seite zeigender James Franco machen aus einer potentiell drögen Prämisse ein intensives Kinoerlebnis mit kräftigen Farben, davonwandernden Gedanken, beklemmender Atmosphäre und einem ebenso starken Befreiungsgefühl. Deutlich besser als Slumdog Millionär, wenn ihr mich fragt. Die James-Franco-Einmannshow trifft einfach genau den Nerv, den solch ein jugendliches Abenteuerdrama zu treffen hat. (*Gesamten Wochenendproviant und das Handy in die Wortspielkasse zahl*)

Platz 4: Tron: Legacy
Wo ich die lange und heiß ersehnte, im Vorfeld enorm gehypte Fortsetzung des Kultklassikers Tron einordne, hat mir beim Erstellen dieser Hitliste wohl die ärgsten Kopfschmerzen bereitet. Ginge es um das intensivste Kinoerlebnis 2011, den "geilsten Ride", so wäre er nochmals ein klares Stück nach vorne gerutscht. Aber das trifft nicht so ganz den Sinn dieser Hitliste und wurde deshalb schon an dieser Stelle abgehakt. Ginge es um die besten Filme 2011, so müsste ich Tron:Legacy für den schwachen dramaturgischen Aufbau sowie die mitunter arg misslungenen Versuche, der Geschichte eine größere Note Menschlichkeit zu verleihen, etwas nach unten schieben. Allerdings geht es hier um meine Lieblingsfilme 2011 (ja, ich weiß, die Unterschiede zwischen diesen Definitionen herauszuarbeiten können manchen Leuten befremdlich vorkommen, was zu Frustration und Unverstänis führen kann und ... oh, guckt mal, explodierende Bits und Bytes, yay!) ... Aber wie sehr liebe ich Tron: Legacy? Ich kann Adam Horowitz und Edward Kitsis den leicht episodischen Aufbau und die teils schlecht platzierten emotionaleren Momente, denke ich zumindest im Moment, nicht genügend verzeihen, um das monströse Sequel in meine Top 3 aufzunehmen. Aber ich werde mich weiter für Tron: Legacy stark machen, dass er wesentlich intelligenter ist, als ihn seine schärfsten Kritiker auffassen. Mal sehr offen (digitaler Holocaust), mal sehr abstrakt behandelt Tron: Legacy die Beziehung zwischen Mensch und Technik, Religion und Politik. Nicht so elaboriert, dass er gleich als intellektuelle Glanzleistung verstanden werden muss, doch insgesamt sehr wohl, betrachtet man obendrein seine künstlerische Gestaltung, geistreich genug, um ihn als filmische Kunstinstallation bewerten kann. Die sich in einem modernen Kunstmuseum ebenso gut machen würde, wie als Anlass, sich einen großen Becher Popcorn reinzuziehen. Tron: Legacy schwebt in Sachen Anspruch zwischen dem, was ihm öffentlich angerechnet wird, und dem, wie geistreich er sich selbst hält. Das kann natürlich zu Reibungen in der Rezeptionsgeschichte führen, weshalb es zweifelsfrei eine kluge Idee ist, wenn ich jetzt einfach nur schnell die berauschende digitalen Welten und die packende Musik von Daft Punk lobe und schnell das Treppchen meiner Lieblingsfilme 2011 ansage ...

Bildquelle: Ray Lewis
Platz 3: Black Swan
Praktisch das Gegenteil von Tron: Legacy (*Eine Erdbeertorte in die Polemik-Kasse und sie sofort wieder raushol, da ich's ja sofort schlüssig erläutern werde*): Dem Psychothriller / -drama von Darren Aronofsky wird zuweilen sehr viel mehr weitreichende Metaphorik zugesprochen, als wohl ursprünglich hineingelegt wurde. Die beklemmende Geschichte über eine Ballerina, die sich von einer sie überfordernden Doppelrolle in den Wahn reißen lässt, ist ein beunruhigender Blick hinter die zahlreiche zierliche Frauen zerschleißende, harsche Welt des Balletts und ein mitnehmendes Abbild von Künstler verschlingendem Ehrgeiz. Also behandelt Black Swan ziemlich genau das, was er auch zeigt – interpretieren lässt sich vornehmlich, welche zwischen Real und Irreal angesiedelten Szenen nun Wahn und welche Sinn zeigen, und wie sehr sich der Wandel der Hauptfigur Nina auf welche der gezeigten Umstände zurückführen lässt. Generell ist Black Swan aber ein furioses, hypnotisches Stück Atmosphäre mit einer begandeten Performance von Natalie Portman in seinem Zentrum. Selbstverständlich ist der albtraumhaft-schöne Black Swan sehr viel intelligenter, als viele kopflos metzelnde Genrekollegen, doch ich bezweifle, dass Aronofsky die abstraktesten der Filminterpretationen beabsichtigte.
(Wobei man selbstredend den literaturtheoretischen Tod des Autors heraufbeschwören könnte, auch wenn es wiederum fragwürdig ist, ob sich dan an einem intellektuell lichten Tage bei drei Gläsern Sahnelikör nicht sehr viel mehr erhellendes Material in Tron: Legacy finden lässt, als im thematisch dichteren Black Swan. Hm, man könnte das ja einmal ausprobieren ...) (Und NEIN, ich sage nicht, dass der blickende, leuchtende und laut tönende Sci-Fi-Streifen anspruchsvoller ist als Black Swan - ich hab durchaus noch alle meine Murmeln beisammen. Ich behaupte bloß, dass der eine Film für die ihm gegebenen Verhältnisse überinterpretiert wird und der andere unterschätzt ...)

Woody Allen war zwar nie wirklich weg, allerdings beinhaltet der selbstreflexive Midnight in Paris alle klassischen Zutaten eines archetypischen Vorzeige-Comebackfilms. Wem kann man es der Presse da schon verdenken, dass sie wiederholt von Woody Allens Rückkehr sprach, wenn sie diese Künstlerkomödie behandelte? Charmant, bildhaft fotografiert, vergnügt gespielt und mit einem klugen, tänzerischem Drehbuch hat Midnight in Paris alles, was es braucht um zur Spitze des Filmschaffen Woody Allens aufzuschließen.

Das kommt höchst überraschend, findet ihr nicht auch, Master Gibbs?
Fremde Gezeiten ist zwar der erste Teil der Pirates of the Caribbean-Saga, der mich nicht auf euphorischen, Rum getränkten Schwingen aus dem Kinosaal entließ, allerdings steigerte er sich nach wiederholter Begutachtung in meiner Gunst. An meinen Favoriten der Piratenreihe reicht die Suche nach dem Jungbrunnen zwar nicht heran, aber eine Vielzahl an einprägsamen Filmmomenten, einige tolle neue Figuren und heiteres Melodienraten während der Filmmusik lassen dennoch das berauschende Pirates-Feeling aufkommen. Rob Marshall lässt den vierten Teil an Verbinskis Trilogie gleichermaßen anschließen, wie auch eine eigene Stimme finden. Ich als Fan fühle mich sehr gut bedient. Klar soweit?!

Siehe auch:

3 Kommentare:

Der Mann ohne Namen hat gesagt…

Ich als Westernfreund vermisse natürlich True Grit in dieser Hitliste, erinnere mich aber daran, dass er dir nicht Coen-haft genug war. Also stand er eh nicht zu erwarten. Dafür hat es ja Rango recht weit geschafft. In zwei Jahren wird sich Gore Verbinskis nächster offizieller Western garantiert auf den höheren Rängen einfinden.

Supermega hat gesagt…

Also ich bin tatsächlich überrascht, dass PotC auf Platz 1 landet, hab ihn eher etwas weiter unten erwartet, obwohl ich ja weiß, dass du die Reihe sehr magst. Insgesamt fällt auf, dass die erste Hälfte des Jahres 2011 viel besser abschneidet als die zweite Jahreshälfte, ist aber auch meine Meinung. Achja, neben True Grit fehlt mir auch noch The Fighter in der Liste (jaja, ich weiß, es sind DEINE Lieblingsfilme, trotzdem fehlt der). Tim und Struppi würde auch noch reinpassen.
Meine persönliche Lieblingsfilm 2011 übrigens: Mission Impossible, Super 8 und True Grit.

Und hier schon mal meine Lieblingsfilme 2012:
1: Der Hobbit
2: Batman.

Anonym hat gesagt…

kThe Help hat mir sehr gut gefallen. Ich finde es auch toll, dass die Schauspielerin einen Oscar bekommen hat. Was mir wenig gefallen hat war Fluch der Karibik 4. Wer es nicht im Kino angeschaut hat, hat nichts verpasst. Im April wird es nämlich auf sky cinema ausgestrahlt.

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