Samstag, 10. Dezember 2011

Televisionärer Dauerspaß – Meine 24 liebsten Disney-Serien (Teil X)

Platz 15: Aladdin

Disney-Fans, die bei den zahllosen Fernseh- und Video-Fortsetzungen das kalte Grausen bekommen, dürfen sich bei Aladdin bedanken. Der Film, der bei Kinostart Arielle, die Meerjungfrau und Die Schöne und das Biest alt aussehen ließ, nur um dann auf DVD weit unter Disneys Erwartungen zu laufen, trat das ganze Geschäft mit den Videopremieren los. So unpassend war das jedoch nicht, schließlich bietet sich Aladdin als abenteuerliches Märchenmusical aus Tausendundeiner Nacht geradezu für eine Fortführung an. Dass die Disney-Geschäftsführung den Hals nicht voll bekam und auch Filme wie Arielle, Cinderella oder Susi und Strolch weiterspinnen musste, das ist ja wohl kaum die Schuld der edelmütigen Straßenratte aus Agrabah.

Zwei Jahre nach Aladdins US-Kinostart kam Dschafars Rückkehr in den Handel, der nach den Ereignissen des Kinoerlebnisses Aladdin & Jasmin mit dem davongereisten Dschinni wiedervereinte, zunächst Jago und dann Dschafar aus dem Lampengefängnis befreite und zu guter Letzt (Achtung, jahrzehntealter Spoiler für eine Disney-Videofortsetzung!) Dschafar um die Ecke brachte. Im selben Jahr startete die außerdem Aladdin-Fernsehserie, die nach der Video-Fortsetzung spielte und von zahlreichen weiteren Abenteuern Aladdins und seinen Freunden (sowie dem zum Verbündeten gewordenen Jago) erzählte.

Aladdin schloss so eine Lücke im Fernsehaufgebot Disneys: Mit Käpt'n Balu, DuckTales und Chip & Chap fanden sämtliche (mehr oder minder) abenteuerzentrischen Serien bereits ein Ende. Aber mit Aladdin fand man einen besonders abenteuerlustigen Ersatz. Die Serie kombinierte actionreiches Fantasy-Abenteuer mit einer guten Dosis Humor und in raren Fällen sogar mit etwas mehr Dramatik, als man von den meisten Disney-Serien gewohnt war. Diese Folgen wurden mit der Zeit jedoch, wie so oft bei Disney-Serien, zur Seltenheit, während der Humoranteil stark anwuchs.

In der englischsprachigen Fassung ersetzte, wie schon in Dschafars Rückkehr, Dan "Homer Simpson" Castellaneta Dschinnis Originalsprecher Robin Williams, der wegen Vertragsunstimmigkeiten mit Disney im Klinch lag. In der deutschen Version hingegen blieb uns Peer Augustinski erhalten. Ein Segen, wenn ihr mich fragt.

Mit seinem arabischen Setting, den großen Actionszenen und häufigen Abstechern an neue Orte (mit neuen Widersachern) gehört Aladdin zu den aufwändigeren Disney-Trickserien, wobei man gerade bei Marathon-Sichtungen der Serie auch bemerkt, dass sich die Produzenten der Serie sehr bewusst rausgepickt haben, in welchen Episoden sie sich größere Mühe geben, und wo etwas gehetzt wird. Um den Produktionsprozess zu vereinfachen, erhielt (wie schon in Dschafars Rückkehr) Perser, der in diesem Format kaum verzichtbare fliegende Teppich, ein simpleres Muster, während der Tiger Radschar mit seinen Streifen völlig in den Hintergrund gerückt wurde.  Kleine Spartricks, die völlig nachvollziehbar sind. Dafür gibt es in der Aladdin-Serie eine für Disney nahezu einmalige Monsterparade zu bestaunen.

Die 86 Episoden lange Serie bediente sich an alten Sagen, Märchen aus Tausendundeiner Nacht, Storys von (Abenteuer-)Filmen, entwarf jedoch auch eigene Gefahren für ihre Helden. Dazu zählten wiederkehrende Schurken wie Mechanikles, ein verrückter Grieche, der Agrabah mit seinen mechanischen Monstern erobern will, die Anti-Schurkin Sadira, eine von Aladdin bessessene Bettlerin, die Jasmin mit Magie auszustechen versucht, die an ägyptische Mythologie angelehnte Katzenmagierin Mirage sowie der feuchte Traum zahlloser leicht schräger Fangirls ... Mogelrat. Mogelrat wurde von den Hauptautoren Bill Motz und Bob Roth (daher der Originalname Motzenrath) erfunden, da sie einen neuen Schurken brauchten und sich jemanden wünschten, der mächtiger als Dschafar ist, Aladdin jedoch auch einen gleichaltrigen Konkurrenten geben wollten. So kreierten sie nach und nach das Konzept eines boshaften Zauberers, der über das von Zombiekreaturen verteidigte Schwarzsandland regiert und seinen rechten Arm für einen seine Lebensenergie aufzehrenden magischen Handschuh gab. Als Jago-Ersatz erhielt er einen fliegenden Aal (was sonst?) und als Originalsprecher wählte man Jonathan Brandis, der zu jener Zeit auf jedem Teenie-Magazincover zu sehen war. Tja, hinzu kam seine neckische Art mit jederman zu sprechen, ein Hang zu schwarzer Kleidung, und schon wurden unzählige fernsehende Mädels mit einem gewaltigen Tritt in die Pubertät gekickt. Naja, er war ja auch ein cooler Antagonist, da er auch mehr angedeutete Tiefe hatte, als etwa Mechanikles.

Was Aladdin noch besonders hervorhebt, ist der Mut der Autoren, wirklich jeder Figur (selbst dem Teppich!) mindestens eine zentrale Folge zu spendieren, in der ihre Schwächen und Ängste beleuchtet wurden. Leider wiederholten sich im Laufe der 86 Episoden auch die üblichen "Werden Aladdin und Jasmin zusammenbleiben?"-Storys mit immer wieder recht ähnlichen Befürchtungen und Missverständnissen, die zudem für eine so eher actiongeladene Serie all zu dialoglastig wurden. Und abseits der "Drama-Episoden" waren die ernsten Dialoge nie die größte Stärke der Serie. Ideen für Abenteuersequenzen, freche Sprüche für Jago und Gags für den Dschinni, das hatten die Autoren deutlich besser drauf.

Dessen ungeachtet ist Aladdin eine spannende und "epochale" Disney-Serie, die meiner Meinung nach erfolgreicher das vorlebte, was Tarzan später wiederholen wollte. Und wäre die Serie visuell auf einem konstanteren Niveau, so hätte ich sie hier sicher auch etwas besser platziert. Andere zuvor gestartete Serien und auch manche etwas jüngere Disney-Serien waren tricktechnisch dann doch stärker.

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