Samstag, 3. Dezember 2011

Goodbye, Thommy: Zwei Nasen tanken Super


In wenigen Stunden flimmert zum letzten Mal Wetten, dass..? mit Thomas Gottschalk über die Bildschirme. Zum Abschied überträgt das ZDF sogar das Warm-up live im regulären TV-Programm, so dass die Unterhaltungsshow heute bereits um 19.25 Uhr startet.

Gottschalks Abschiedstournee wurde hier im Blog mit Besprechungen der Krüger/Gottschalk-Filme kommentiert, und bevor ich heute Abend vor lauter Rührung ein Taschentuch zücken muss (hey, möglich wär's!), empfiehlt es sich nun ein Taschentuch zu zücken, um den Geruch dieses faulen Komödieneis wegzufächern. Denn Zwei Nasen tanken Super beginnt als der trashig-kultigste Teil der Supernasen-Filme, wird aber schnell faul und verfällt noch während seiner Laufzeit in eine Leichenstarre.

Im Gegensatz zu Die Supernasen, wo es eine halbe Ewigkeit dauert, bis der eigentliche "Plot" beginnt, kommt die im Gewand eines Roadmovies gekleidete Fortsetzung schneller zum Punkt. Und da es ein Roadmovie ist, stört auch die episodenhafte Aneinanderreihung von Sketchen viel weniger. Im Grunde genommen fand dieser erneut von Dieter Pröttel inszenierte und von Krüger/Gottschalk geschriebene Film endlich das perfekte Format für die beiden Ulknudeln. Gleich zu Beginn wird auch die "Lieb es oder hass es"-Natur der Supernasen-Filme ausgespielt. Die ersten Gags sind derart alberne Schenkelklopfer, dass man entweder schreiend das Weitre sucht, oder sich wegen aller Konsequenz nur beömmeln kann: Krüger und Gottschalk lesen die Zeitung. "Die Polizei sucht jemanden, der im Park Frauen belästigt" -"Vielleicht sollte ich mich bewerben". Das Niveau kann nicht schneller auf Knöchelhöhe befestigt werden.

Bei aller Plattheit und Albernheit muss ich sagen, dass ich den gesamten Anfang des Films komisch finde, teils weil es so erfrischend unschuldig-dumm ist, teils gerade weil es so mies ist. Durch Zufälle, die "so schlecht, dass sie gut sind" geraten Mike und Thommy an zwei Trikes, mit denen sie nach Österreich aufbrechen. Was sie jedoch nicht wissen: Schurken haben in diesen Trikes die wertvollen Tigeraugen-Edelsteine versteckt und sind nun auf der Jagd nach ihnen.

Thommy und Mike lernen auf dem Weg wieder einmal Frauen kennen, die ihnen zu Füßen liegen. Mit ihren ebenfalls gewonnenen Essensgutscheinen laden sie die Damen in ein Hamburger-Restaurant ein, wo sie Jürgen von der Lippe fröhlich begrüßt und ihnen mit zahllosen Wortspielereien die Speisekarte vorträgt. Dieses Segment, das auch einfach nur ein normaler TV-Sketch sein könnte, finde ich, was ich zu meiner Schande gestehen muss, einfach schreiendkomisch. Von der Lippe quasselt ohne Unterlass und bringt stur auch die dämlichsten Wortwitze rüber, so dass ich mich kaum wehren kann, micht belustigt zu fühlen. In einer späteren Szene während einer Malerei-Ausstellung gibt sich Gottschalk als französischer Künstler aus. Wieso, weshalb, warum, das ist eigentlich unbedeutend, aber Gottschalks Knallschargerie ist genauso selbstüberzeugt blöd, wie die Fast-Food-Restaurant-Szene oder auch die besseren Otto-Filme, weshalb auch sie ein Highlight der Supernasen-Filme ist. Wer sich so weit durch die Filme gekämpft hat, wird diese Szene jedenfalls sehr zu schätzen wissen.

Aber dann begehen Pröttel, Krüger und Gottschalk den Fehler, ihrem Film tatsächlich wieder eine Handlung verleihen und Spannung aufbauen zu wollen. Dies ist dann zum katastrophalen Scheitern verurteilt. Die zweite Hälfte von Zwei Nasen tanken Super besteht nur noch aus steif inszenierten Verfolgungsjagden, spröder Action und witzlosen Versteckspielen. Die Schurken (einer davon trägt ein Metallohr) sind bei all ihrer Bummheit kein Stück weit beängstigend, und dass sie von den absolut planlosen Mike und Thommy ein ums andere Mal übertölpelt werden, versickert auch das letzte bisschen an Fallhöhe. Es ist wie das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Behörden und den Amateurfunkern in Piratensender Powerplay, bloß dass dieses Mal im Laufe des Kampfes zwischen Gut und Böse noch viel weniger Gags gemacht werden und die Inszenierung klar darauf ausgelegt ist, dass wir diese Kriminal-Story "ernst" nehmen.

Die letzte Dreiviertelstunde, in der die Supernasen auch weiter Weiber abschleppen und zudem im Zirkus arbeiten, verfällt konsequent in einen komatösen Zustand der Langeweile. Keine blöden Scherze zum Augenrollen, kein "so schlecht, dass es gut ist", der Film läuft einfach vor sich hin, oder dass es wirklich von Interesse wäre. Im Abspann warten Mike und Thommy darauf, dass ein Elefant endlich sein Geschäft verrichtet. Irgendwie bezeichnend, denn etwas mehr Mist hätte der zweiten Filmhälfte vielleicht sogar helfen können. Stattdessen ist Zwei Nasen tanken Super nach einer Kult-Eröffnung einfach nur faule Luft.

Der Wetten, dass..?-Abschied Gottschalks wird dagegen mit großer Wahrscheinlichkeit ein echtes Ereignis. Im nächsten Quotenmeter-Podcast werden wir ihn jedenfalls bewerten. Und zu Gottschalks ARD-Einstand bespreche ich vielleicht den letzten Krüger/Gottschalk-Film. Mal schauen, ob ich dann Bock drauf habe.

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