Dienstag, 22. November 2011

Fehlt den Oscars eine Comedy-Kategorie?


Die Werke des Autors, Regisseurs und kreativ einflussreichen Produzenten Judd Apatows sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Schließlich sind derbe Dialoge und tabuarmes Abzielen unter die Gürtellinie Teil seines markanten Stils. Allerdings steht er, zumindest im Normalfall, auch für herzliche, mehrschichtige Hauptfiguren und ehrliche, gefühlvolle Storys. Judd Apatow könnte man wohl als eine Art "massentauglicher Kevin Smith" bezeichnen, nahmen seine Filme Jungfrau (40), männlich, sucht ..., Beim ersten Mal, Nie wieder Sex mit der Ex, Wie das Leben so spielt und Brautalarm doch haufenweise Geld ein und waren auch mehrfach Diskussionsobjekt in der Award-Saison.

An einen Oscar konnte Judd Apatow bislang jedoch nicht Hand anlegen. Im Gespräch mit der LA Times thematisierte Apatow nun die regelmäßig kritisierte Distanz, die die Academy gegenüber Komödien einnimmt, und schlägt eine vermeintlich eindeutige Lösung vor:

There should be a comedy category at the Oscars because why not? Comedy's not included ever. It's been like five times in a zillion years that [a comedy] has won Best Picture]. It doesn't seem like it's screwing up 'Schindler's List' for 'The Hangover' to have its own category."

Ich stehe diesem Vorschlag zwiegespalten gegenüber, tendiere aber letztlich zu einem Contra. Ob Komödienmacher diese Idee befürworten sollen, liegt aber letztlich daran, was ihnen wichtiger ist: Eine Anerkennung in der Hauptkategorie, oder eine jährliche Berücksichtigung in einer eigenen Sparte.

Man kann wohl die Animationsfilme sehr gut als Beispiel heranziehen. Sie haben ihre eigene Kategorie, dürfen aber seit jeher in der Hauptkategorie nominiert werden. Als erstes gelang dies Die Schöne und das Biest, und zwar Jahre vor Einführung des Trickfilm-Oscars. Nachdem dieser eingeführt wurde, erblickten mit Findet Nemo, Ratatouille und WALL•E einige der besten Animationsfilme der Geschichte das Licht der Leinwand. Doch erst 2010 wurde mit Oben zum zweiten Mal ein Trickfilm in der Kategorie "Bester Film" berücksichtigt - zeitgleich mit der Erweiterung des Nominiertenfeldes von fünf auf zehn Produktionen. Gewonnen haben Trickfilme bislang noch nie, und das werden sie wohl auch niemals. (Hoffen wir, dass ich irre.)

Dass Trickfilme eine eigene Sparte haben, gereicht ihnen zum Vor- und Nachteil. Einerseits sichert ihnen die jährliche Verleihung eines Trick-Oscars eine traditionelle Ehrung im Pantheon der größten Hollywood-Leistungen. Durch die eigene Kategorie werden Jahr für Jahr Animationsfilme in den Medien erneut diskutiert und branchenintern genauer beäugt. Die Nominierungen werden sogar zusammen mit der Hauptkategorie, den Drehbuch-Kategorien und den Darstellern präsentiert, während andere Sparten bloß durch eine Pressemitteilung veröffentlicht werden.

Andererseits ist die Trickfilm-Kategorie eine Bremse: Wer einen Animationsfilm ehren will, kann sich auf seine eigene Kategorie verlassen. Zudem hat diese Sonderkategorie einen gewissen Beigeschmack. Da drüben die kleinen Trickfilme, da die Dokumentationsfilme, die halt einen ganz anderen Anspruch erheben, und dann gibt's noch die "RICHTIGEN" Filme.

Komödien werden von der Academy tatsächlich weniger ausgiebig berücksichtigt, als es bei Dramen der Fall ist. Doch sie werden wenigstens gelegentlich nominiert und alle Jubeljahre auch mal prämiert. Wenn die Oscars nun die selbe Route gehen, wie die Golden Globes, dann wird dies ein Ding der Unmöglichkeit. Auf einer selben Stufe werden Komödie und Drama jedoch auch nicht stehen. Bei den Globes wird ja auch jährlich der Drama-Preis als finaler Höhepunkt verliehen.

Dass die Globes zwischen beiden Genres unterscheiden, hat mittlerweile Tradition. Dass dort Komödien-Darsteller geehrt werden, ist löblich. Doch es ist ein "kleinerer" Filmpreis, und irgendwie befürchte ich für Komödien einen Prestigeverlust, wenn DER Award schlechthin eine eigene Kategorie für Komödien aufmacht.

Aber das ist nur meine Meinung. Vielleicht wäre es eine gute Sache für die Komödienkultur. Problematisch dürfte dann aber die Unterscheidung zwischen Komödie und Drama sein. Beim Globe und den Emmys ist das bereits öfters ein Streitpunkt - brauchen die Oscars wirklich einen weiteren Reizpunkt?

1 Kommentare:

Gondorff hat gesagt…

Sollte eigentlich nur ein kurzer Kommentar werden :D http://derclou.wordpress.com/2011/11/22/eine-eigene-beste-komodie-kategorie-bei-den-oscars

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