Freitag, 3. September 2010

Duell der Magier


Jerry Bruckheimers The Sorcerer's Apprentice gehörte viele Jahre zu den Filmen, die ich mit der meisten Spannung verfolgt habe. Eine ins moderne New York verlegte Realfilmadaption des Micky-Segments aus Fantasia, Walt Disneys Meilenstein der Zeichentrickgeschichte? Eine Disney/Bruckheimer-Koproduktion mit Nicolas Cage in der Hauptrolle, die ihre Wurzeln in einem der bedeutungsvollsten Stücke der deutschen Literaturgeschichte hat? Von der ersten Ankündigung an war ich fiebrig darauf, in welche Richtung sich dieser Film entwickeln wird.

Um gleich einzusteuern: Duell der Magier, wie Disney Deutschland den Film betitelte, ging weder in die von mir erwartete, noch in die von mir erhoffte Richtung. Wenn man G-Force mal bei Seite nimmt, der je nach Auffassung entweder ein Kinderfilm ist oder eine beinharte Selbstabrechung Bruckheimers (die halt nur rein zufällig kindgerecht aussieht), ist Duell der Magier die bislang familiengerechteste Produktion von Mr. Blockbuster. Außerdem ist Duell der Magier keine Adaption des Zauberlehrlings (sei es Disneys, Dukas' oder Goethes Zauberlehrling), sondern viel eher eine Action-Fanatsykomödie, die sich offen dazu bekannt, woher der Initialfunke für sie stammt. Diese Bekennung steckt im Originaltitel, an einer Stelle in der Musik und in einer recht flüssig in die Filmhandlung eingebauten, großen Fantasia-Hommage.

Somit fällt die Frage "Darf man das?" für mich völlig flach. Sprach- und Kulturhüter (sowie verbiesterte Disney-Fans) haben keinerlei ernstzunehmenden Anlass, diesen Film zu verteufeln. Cage liebt den Film Fantasia, er wollte seit Kindstagen jemanden wie Yen Sid spielen - und bei der Suche nach etwas eigenem kam dann Duell der Magier bei heraus. Wenn Bruce Willis demnächst ins Theater geht, eine besonders gelungene Aufführung von Romeo & Julia erwischt und während dieses Theaterbesuchs auf die Idee kommt, dass er einen Sci-Fi-Thriller über zwei verfeindete Clans drehen möchte, wieso sollte er ihn nicht Montague & Capulet nennen?


Eine Frage, die ich mir vor dem Kinobesuch natürlich stellte: Wie sieht die Hommage auf Mickys Der Zauberlehrling aus? Nun, ich bin mir sehr sicher, dass sie keine Geister erzürnen wird. Ob man sie nun nett oder sehr gut findet, hängt wohl davon ab, wie viel Humor man in ihr erwartet. Es ist eine visuell hübsch in die "Realität" verlegte, gut choreographierte Wiederholung des Besen-Szenarios mit einigen Referenzen auf ikonische Einstellungen des Fantasia-Segments. Nichts spektakuläres, aber recht cool und mehr Werbung für Fantasia, als studiointerner Diebstahl. Da die Szene aber auch handlungsrelevant ist, hat sie auch außerhalb dieser Funktion eine Daseinsberechtigung. Besonderes Lob geht an dieser Stelle noch an Komponist Trevor Rabin, der Paul Dukas' Orchesterwerk gewissermaßen auf die prägnatesten Stellen herunterbrach und in ein sich zum restlichen Klangbett des Films einfügendes Arrangement packte. Sehr schön. Auch sonst gefällt mir Rabins elektrisierender Score, auch wenn er besonders in den komödiantischen Szenen stark an die Vermächtnis-Reihe erinnert.

Duell der Magier hat mir viel Spaß gemacht und der Film blieb mir länger im Gedächtnis hängen, als ich ihm während des Abspanns attestieren wollte, dennoch hat er es sich selbst zuzuschreiben, dass Turteltaub, Bruckheimer und Cage ihre gewünschte Fortsetzung (mit Chernabog!) nicht bekommen werden. Dafür spielt Duell der Magier den Ball zu flach, wagt sich nicht genug und verfällt so häufig in Genre- und Familienfilmkonentionen. Außerdem versaute man sich mit der kurzfristig gedachten Wahl realer Songs die Chance, ein paar weitere, zeitlose Momente zu schaffen. Vielleicht denke ich das aber auch nur, weil ich als Deutscher mehr One Republic im Kino hören musste, als sich Turteltaub denken konnte.

Aufgrund seiner Konventionalität und der oft spürbaren, angezogenen Handbremse bleibt Duell der Magier ein kindlich-cooler Magierspaß mit toll inszenierten Zaubersequenzen und guten Actionmomenten, von denen aber nur einer voll aus den Möglichkeiten schröpft. Wenn man den schrecklichen Prolog überlebt, dann bietet Duell der Magier dank dem toll aufgelegten Trio Jay Baruchel/Nicolas Cage/Alfred Molina gleichermaßen unbekümmerten, wie augenzwinkernden Blockbuster-Familienspaß. Gut für Disney, mäßig für Bruckheimer und schade, bedenkt man, was möglich gewesen wäre.
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