Mittwoch, 18. August 2010

Getting Crap Past The Disney Radar #1

Kermit, wo schaust du bitte hin?

Als kleinen Trost für meine Rückkehr aus Disneyland in die Realität habe ich mir heute die DVD von Studio DC Almost Live mit den Muppets und einigen Disney Channel-Stars gegönnt. Mein urteil: Zuviel Disney Channel, zu wenig Muppets. Aber bei dem Preis, den ich für die DVD zahlte noch ein akzeptabler Kauf.

Eine Szene hat mich aber doch sehr für mich eingenommen: Kermits gemeinsame Bop to the Top-Performance mit Ashley Tisdale, während der unser kleiner Frosch seine Blicke unbesorgt Schweifen lässt... Dieser Moment brachte mich auf die Idee für eine neue, lose Artikelreihe in Anlehnung an TV Tropes: Eine Auflistung ganz spezieller Erwachsenenboni in der Welt von Disney. Doppeldeutigkeiten, an den Zensoren vorbeigeschmuggelte Schimpfwörter und ähnliches. Hier schmuggelt Disney Schmuddel unter den Augen der Kinder vorbei und serviert ihn den grinsenden erwachsenen Zuschauern. Wenn sie selbst überhaupt darauf stoßen, denn manchmal muss man selbst etwas nachdenken...

Wie man ein Star wird

Beginnen möchte ich bei einem Song, der direkt an den Auslöser für diese Reihe anknüpft: Das High School Musical-Lied Bop to the Top über das ich mich ja bereits als Teil der Musikalisches Immergrün-Postings ausließ. Es ist eine poppig-launige Latino-Style Nummer zweier Jugendlicher mit enormen Schauspielambitionen. In ihrer Gier nach Ruhm zeigen sie sich in High School Musical skrupellos, es wird zweifellos klar gemacht, dass sie alles für eine gute Rolle tun würden. Zudem sind sie mit durchaus ansehnlichen Körpern gesegnet. Hält man sich dies vor Augen, dann ist der Songtext ganz und gar nicht mehr unschuldig-dumm... Hier eine Zusammenfassung:

Baby, um die Nummer Eins zu sein, musst du die Latte höher legen.
Tretend und kratzend, mein Bestes reibend.
Alles was es braucht, um die Leiter des Erfolgs hochzuklettern.
[...]
Stoß die Konkurrenz, blas sie davon. Calienté. Suavé.
Ja, wir werden ... Bopp, bopp, bopp, bopp an die Spitze.
Rutsch' und gleit' und reit' zum Rhythmus.
Spring und hopp, hopp bis wir schwitzen. Und nochmal von vorn'.
[...]
Beweg dich zum Groove bis die Musik stoppt. Mach den bopp bopp, bopp zur Spitze. Höre nie auf. Bopp an die Spitze.
Gib's mir, gib's mir, schieb' dich, schieb' dich! Beweg deinen Hintern und dreh dich um (!), lächle in ihre Richtung (!!)
[...]
Ja, wir werden bopp bopp bopp, bopp an die Spitze.
Wisch deine Hemmungen weg, stampf, stampf, stampf mit deinem Hintern. Und brüste dich mit dem, was du hast.
[...]
Und wir hören erst auf bis wir an die Spitze kommen. Bopp bis zur Spitze.

Hände hoch, wer hat jetzt keine Castingcouch kein Castingschlafzimmer vor Augen?

Zensierte Fassung, welche zensierte Fassung?

Man kann nicht nur Zweideutigkeiten verstecken. Man kann auch einfach so tun, als wären keine Schimpfwörter da und hoffen, dass Leute, die sich daran stören könnten sie einfach überhören. Gerade bei schneller Musik passiert das gerne Mal. So geschehen in Annette's Diner, meinem Lieblingsrestaurant im Disneyland Paris. Dieses stylische Burgerrestaurant im 50s-Look ist Teil des (stärker an ältere Besucher orientierten) Vergnügungsviertels Disney Village und ich kann gar nicht mehr überblicken, wie oft ich dort gastierte.
Zu den Hauptzeiten des Tages, an denen es besonders viele Gäste zu bedienen und zu unterhalten gibt, springen einige der Kellner und Kellnerinnen hin und wieder auf die Theke und auf freie Tische und tanzen (und singen manchmal auch) zu Greased Lightning aus Grease und direkt im Anschluss zu Think von Aretha Franklin (bekannt aus Blues Brothers). Was mir allerdings erst vergangenen Donnerstag nach mehreren Jahren auffiel: In Annette's Diner spielt nicht etwa die zensierte Version von Greased Lightning, die man vielleicht vom Grease-Megamix auf Stufenfeten, Dorffeiern und aus der örtlichen Disco kennt oder manchmal im Radio erwischt. Nein, es läuft die originale, unzensierte Fassung in der John Travolta unverblümt "You know that I ain't bragging she's a real pussy wagon" singt. Wie außerordentlich dies ist wird erst recht deutlich, wenn man sich vor Augen hält, dass in Hör mal, wer da hämmert, einer Serie die Disney immerhin unter seinem Touchstone-Label veröffentlichte, das fragwürdige Wort in "paddywagon" umgeändert wurde...

Man stelle sich nur mal vor...

Ein weiteres Parkbeispiel: Während der Studio Tram Tour im Walt Disney Studios Park wird üblicherweise ein Begleitfilmchen gezeigt, in dem Filmstars einiges über die Entstehung von Kinofilmen erklären. Einst waren es zahlreiche Stars, die die meist gesprochenen europäischen Sprachen abdeckten, mittlerweile spielt nur noch der Film mit Irène Jacob (Französisch) und Jeremy Irons (Englisch). Wenn überhaupt, manchmal will auch das nicht funktionieren.
Wenn der Film aber läuft, dann darf gute Irons immerhin einen wirklich feinen Witz ganz trocken vom Stapel lassen, der über die Köpfe der Kinder hinwegfliegt: Um zu erklären, wie bedeutsam Kostüme für Kinofilme sind und dass sie ohne eine gute Kostümabteilung bloß an Wert verlören, sagt Irons, wir sollten uns die größten Stars der Filmbranche doch einfach ohne Kleidung vorstellen. Kurze Pause, Irons räuspert sich und nuschelt: "Naja, ihr wisst, was ich [eigentlich] meinte." Dieser Gag entgeht sogar den meisten älteren Besuchern des Parks, weil sie einfach nicht hinhören. Schade.

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