Donnerstag, 29. Oktober 2009

Musikalisches Immergrün - Meine 333 liebsten Disney-Lieder (Teil III)

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Wenn der populärste Song, den man vorstellt O-de-lally aus Disneys Zeichentrickadaption Robin Hood ist, dann sollte einem bewusst sein, dass man sich abseits vom Puls der Zeit und dem Auge der Öffentlichkeit aufhält.
In diesem Abschnitt meiner Disneysong-Lieblingsliste entferne ich mich (denke ich jedenfalls) sogar weiter von der allgemeinen Vorstellung dessen, was auf eine solche Liste gehört. Und das, obwohl sich auf den Plätzen 325 bis 319 sogar unsere erste Begegnungen mit einem von Disneys beliebtesten und meist prämierten Meisterwerken sowie mit knalligen, singenden High-School-Kids befinden...

Hier im unteren Bereich meiner Hitliste könnte man meine Auswahl also durchaus als unkonventionell bezeichnen - andererseits bestätige ich gerade dadurch den generellen Konsens über Disneymusik. Schließlich spricht es ja für die gemeinhin beliebtesten Disneylieder, wenn sie in diesem Bereich nicht anzutreffen sind.
Der Unterschied zwischen meiner Hitliste und der allgemeinen Durchschnittsmeinung über Disneysongs ist - momentan - lediglich der Umstand, dass ich den kommenden Liedern bereits Aufmerksamkeit schenke.

Platz 325: The Parent Trap aus Die Vermählung ihrer Eltern geben bekannt...
Musik & Text von Robert B. & Richard M. Sherman

Diese Adaption von Kästners Das doppelte Lottchen wurde zu einem echten Schaulaufen dessen, wofür Disney 1961 stand: Disney-Fernsehstar Annette Funicello sang zusammen mit Tommy Sanders den Titelsong, der von Disneys Vertragskomponistenduo, den Sherman-Brüdern verfasst wurde. Die Titelsequenz war ein Topbeispiel für witzige, originelle "Opening Credits", Disney strahlte im TV sogar ein rund einstündiges Making of des animierten Vorspanns aus. Und Disneys Kinostar Hayley Mills (die zuvor bereits als die Hauptfigur in Alle lieben Pollyanna Kritiker und Zuschauer gleichermaßen begeisterte) spielte das getrennt aufgewachsene Zwillingspaar, das seine Eltern wieder zusammenbringen möchte, und mit gelungener Trick- und Schnitttechnik wurde die Illusion, es gäbe Mills gleich zweimal, reibungslos aufrecht erhalten.
Der Tittelsong stellte die Sherman-Brüder vor eine große Herausforderung: Sie befürchteten, man könne durch das Aufeinanderprallen zweier T-Laute (Parent Trap) den Text nicht richtig singen ohne darüber zu stolpern, weshalb sie Walt Disney sogar darum baten den Filmtitel zu ändern. Walt blieb hartknäckig und die Shermans bauten eine Zäsur im Lied ein. Und gerade die verleiht dem sonst eher glatten, Bläser unterstützten Lied meiner Meinung nach exakt die nötige Andersartigkeit, um auch heute beim Anhören Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Platz 324: Straight to the Heart of Love aus Die Country Bears
Musik & Text von John Hiatt

Im Vorfeld der Veröffentlichung von Fluch der Karibik bestand viel Unsicherheit, ob dieses Projekt tatsächlich ein Erfolg werden könnte. Nicht nur, dass Piratenfilme in Hollywood spätestens seit dem katastrophalen Untergang der Piratenbraut als Kassengift galten und weil sich nur wenige einen von Bruckheimer produzierten Disney-Abenteuerfilm mit Johnny Depp vorstellen konnten, sondern auch weil Disney im Jahr zuvor dem amerikanischen Kinopublikum vorführte, was es sich unter der Verfilmung einer Themenparattraktion vorzustellen habe.
Jerry Bruckheimer nahm sich in einem Interview diesem Film an, schrieb ihm eine "softe Qualität" zu und sagte, dass Depp der richtige, aneckende Mann sei der dagegen anspielen und Jugendliche sowie Erwachsene für Fluch der Karibik gewinnen kann.
Der Film, über den es geht, ist Die Country Bears eine im Kleid eines Band-Reunionfilms verpackte Familienkomödie über eine Truppe anthropomorpher Bären die poppige Countrymusik macht. Das Vorbild für diesen Film war eine zum Kinostart bereits längst katatsrophal veraltete (aber dennoch durchaus in Nostalgie verehrte) Audio-Animatronic-Show in Disneys US-Parks über die sich in zahlreichen Komödien und Trickserien sowie in anderen Disneyproduktionen (wie im Goofy Film) bereits lustig gemacht wurde.
Disneys Attraktionenverfilmung von 2002 ist sicherlich alles andere als fehlerfrei, aber durchaus cleverer als ihr Ruf (und nicht die schlechteste Ride-Adaption, die Disney fertig gebracht hat). Und gerade musikalisch wurde auch Herzblut in die Produktion gepumpt. Country- und Southern Rock-Legende John Hiatt schrieb die Songs und lieh einem der Bären die Stimme, ein weiterer Sänger war der Scrubs-Fans sicherlich bekannte Colin Hay (der Gitarrenkerl in der Staffelpremiere von Staffel 2) und wenn man die mitunter albernen Szenen drum herum ausblendet, kann man bei Straight to the Heart of Love wirklich gut mitschwelgen...

Platz 323: Mensch wieder sein ("Human Again") aus Die Schöne und das Biest
Musik von Alan Menken, Text von Howard Ashman (dt. Fassung von Lutz Riedel)

Bei Disney hat man es nicht bloß raus, wie man großartige Lieder komponiert, man hat es ebenso raus, wie man die Beliebtheit von etwas konsequent verringern kann. Mensch wieder sein wurde ursprünglich von Menken und Ashman (die hiermit feierlich ihre erste Platzierung in diesem Countdown begehen) für den Zeichentrickfilm von 1991 geschrieben, dann fiel das Lied jedoch der Schere zum Opfer. Für die Broadway-Adaption wurde das Lied, leicht bearbeitet, wieder ausgegraben und kam beim Publikum wirklich großartig an, weshalb man sich bei Disney dachte, dass man das Lied ja einfach in der Platinum Edition-Wiederveröffentlichung von Die Schöne & das Biest einbauen könnte. Seither verziehen zahllose Disney-Fans beim Gedanken an Mensch wieder sein grummelnd das Gesicht.
Dabei ereilte den Song ja noch ein glimpfliches Schicksal. Der Morgenreport, ein für das Der König der Löwen-Musical verfasstes Lied, welches vorher niemandem weh tat, ist seit seinem Auftritt innerhalb der Platinum Edition in den meisten Film- und Disneyforen regelrecht verhasst...
Mensch wieder sein ist für mich wiederum ein toller Ohrwurm, der die Laune hebt - dass er von 1994 bis 2002 aber eine solche Welle der Begeisterung auslöste kann ich nicht nachvollziehen.

Platz 322: Mein Sinn für Stil ("My Strongest Suit") aus Aida
Musik von Elton John, Text von Tim Rice (dt. Fassung von Michael Kunze)

Vom Gesamtwerk Aida war ich ja wie bereits gesagt eher enttäuscht. Bei der Storygrundlage und diesem Komponistenteam erwartete ich etwas wesentlich besseres.
Dass die Einzelteile mitunter mehr überzeugen können als das große Ganze beweisen Elton John und Tim Rice mit ihrem von Motown inspirierten, Beine zum Wippen bringenden Mein Sinn für Stil, in dem die Prinzessin Amneris ihre innerlichen Unsicherheiten mit überzeugend vorgetragener Oberflächlichkeit und Liebe zur Mode überdeckt. Noch im selben Stück darf dann Aida dieses Lied als langsamere Ballade nur mit Klavierbegleitung dahinschmachten - was leider sehr uninspiriert wirkt und das eh sehr zähe Musical noch weiter ausbremst.
Doch zum Glück gibt es ja den musikalischen Farbklecks der modeverrückten, oberflächlichen Tussi. Und wo wir schon bei knalligen Nummern, Oberflächlichkeit und eitlen Damen sind...

Platz 321: What I've Been Looking For aus High School Musical
Musik & Text von Andy Dodd & Adam Watts

Wenn man sich den Sensationserfolg High School Musical mehr als einmal angesehen hat (ich bekenne mich schuldig), dann beginnt man ihn langsam mit anderen Augen zu betrachten. Aus der süßen, unschuldigen, naiven Liebesgeschichte zwischen einem Basketballer und einer wissenschaftlich begabten neuen Mitschülerin, die sich über's Singen kennen gelernt haben, zusammen bei einem Musical singen wollen und dabei von einem extrovertierten, aufgedrehten und Ich-bezogenen Geschwisterpaar Steine in den Weg gelegt bekommen wird plötzlich die tragikomische Geschichte eines talentierten Geschwisterpaars mit großen Schauspielambitionen, das urplötzlich von zwei langweiligen Stücken Brot übervorteilt wird. Man muss sich nur die zwei Versionen von What I've Been Looking For anhören, die einem der Film liefert. Da wäre zuerst die mit aufwendigen, pfiffigen Tanzeinlagen gewürzte, flott-peppige (wenngleich etwas zu Kaugummipop artige) Version der engagierten, knallig gekleideten Evans-Geschwister, die schnell ins Ohr geht und einen eigenen Charakter hat. Und dann kommt die langsame, fast zum Stillstand gelangende Balladenversion des aalglatten Liebespaares, das dem Song nichtmal eine besondere Färbung gibt, sondern lediglich nach Schema F auf Seite 0815 im Balladenlehrbuch für Anfänger verfährt und die Wörter lange dahinhaucht. Langweilig!

Platz 320: Hier find'st du das Glück ("Streets of Gold") aus Oliver & Co.
Musik & Text von Dean Pitchford und Tom Snow (dt. Fassung von Klaus-Peter Bauer)

Mit Oliver & Co. fand Walt Disney Feature Animation (wie die Walt Disney Animation Studios damals noch hießen) 1988 nach einer Strecke durchwachsener Erfolge und Flops endlich wieder das Glück: Die stargespickte, ins gegenwärtige New York verlegte freie Adaption von Oliver Twist (mit einem süßen Kätzchen in Mitten einer diebischen Hundebande in der Hauptrolle) spielte allein in Nordamerika die seinerzeit für einen Zeichentrickfilm sensationelle Summe von 53,2 Millionen Dollar ein und überragte somit das Einspielergebnis des Don-Bluth-Films In einem Land vor unserer Zeit. Oliver & Co. löste innerhalb Disneys eine Euphorie aus, das Vertrauen in die Trickstudios erlangte zu neuer Stärke und man beschloss, von nun an jährlich einen Trickfilm in die Kinos zu entlassen. Außerdem wurde die jahrelange Promotion-Kooperation mit Mc Donald's geboren.
Dieser Ruhm ist längst verblasst, statt Wertschätzung erntet Oliver & Co. heutzutage eher müdes Lächeln. Sein bahnbrechender Erfolg steht im Schatten der noch größeren Erfolge die Disney im Anschluss an diesen Film feierte und die Musik ist, anders als bei zeitlosen Klassikern wie Cinderella oder Die Schöne & das Biest, gealtert. Zwar finden sich im Rezept einiger anderer Disney-Trickfilme ebenfalls zeitgenössische Zutaten (die swingenden Meisterwerke Das Dschungelbuch und Aristocats kommen da ebenso in den Sinn wie der mit Elton John gewürzte König der Löwen), allerdings stellen sie dort bloß einen färbenden Einfluss dar. Oliver & Co. dagegen ist nicht vom 80er-Pop beeinflusst worden, die Musik in diesem Meisterwerk ist 80er-Pop. Vor allem auf Englisch könnte Streets of Gold genauso gut ein damaliger Chartstürmer sein - wie ein für ein Disney-Meisterwerk geschriebenes Lied klingt es zumindest nicht wirklich.
Aber selbst wenn man dem Song sein Alter mittlerweile anmerkt, so finde ich nicht, dass er schlecht gealtert ist. Es ist eine typische 80er-Nummer, die man mit einem leichten Hauch von "so war das Mal in den Charts" in der Luft ganz gut hören kann. Schmissig ist der Song definitiv, und besser eine schmissig-generische 80er-Nummer, als das was dabei rausgekommen wäre, wenn sich Disney während der von Klingeltönen dominierten Phase jüngerer Chartgeschichte an kommerziellen Erfolgen orientiert hätte.

Platz 319: Gänge graben ("Digga Tunnah") aus Der König der Löwen 3: Hakuna Matata
Musik & Text von Martin Erskine und Seth J. Friedman, beinhaltet den Song Simon Pute von Lebo M. und Johnny Clegg

In Der König der Löwen 3: Hakuna Matata von 2004 parodierten die DisneyToon Studios nicht nur Disneys erfolgreichsten Zeichentrickfilm, sondern verwendete auch die aus Der König der Löwen geschnittene, musikalisch aufbereitete Herkunftsgeschichte von Timon.
Damit das DTV-Midquel auch zumindest etwas afrikanischen Flair erlangt, gibt es außerdem den Song Diggah Tunnah, der eine Komposition vom afrikanischen Musiker Lebo M (der die Chorgesänge für Der König der Löwen schrieb) verarbeitet und mit einem sehr eingängigen Text versehen wurde, der erklärt wie sich Timons Erdmännchenkolonie vor den Hyänen versteckt. Zwar steht der Song zugleich für die künstlerische Uneinigkeit der Fortsetzung (wird's nun eine Parodie oder eine hinterhergeschobene Ursprungsgeschichte Timons?), aber trotzdem macht der afrikanische Rhythmus Spaß und untermalt das putzig-parnoide Tunnelgraben der Erdmännchen recht gelungen. Da summt man gerne mit - bloß mit der Langlebigkeit dieses Ohrwurms ist es nicht sehr weit.

7 Kommentare:

Kasumi hat gesagt…

Ich freu mich auf die nächsten Posts =)
"Hier find'st du das Glück" mag ich auch!!! <3

Luanalara hat gesagt…

Dass die Leute aber auch nie wissen, was sie wollen. Erst finden sie die Musicalstücke alle toll, aber wehe, sie werden in den Film integriert. Und gab es nicht auf der DVD auch die Möglichkeit, die Kinoversion zu schauen? Mich hat die Eingliederung bei König der Löwen nicht gestört (Die Schöne & das Biest habe ich sowas von verpasst, und bin zu geizig, 100 € bei ebay auszugeben). Sind doch nette Lieder.

Juhu, "My strongest suit"! Hach, das kann man sooo schön mit"singen" beim Autofahren. *g* Macht mir außerdem immer gute Laune.

HSM... du hast ja so recht. Die Evans-Zwillinge sind viel interessanter. Die Liebesgeschichte zwischen Troy und Gabriella ist so... schmalzig. Etwas Zuckerguss ist ja schön und gut, aber man sollte es nicht so übertreiben. Ich will mehr tanzenden Ryan in pinken Hosen!

Oliver & Co. ist schön.^^ Und da mir diese Art von 80er-Jahre-Musik gefällt, wäre das Lied bei mir möglichweise weiter oben angesiedelt. Gschmäcker und so. ;)

Dann freu ich mich mal auf das, was da noch so kommt. :)

Sir Donnerbold hat gesagt…

Wow, somit hat sich die Zahl der Leute, die "Hier find'st du das Glück" mögen glatt um 200% gesteigert... *g*

@ Sunshine: Ich bin ja felsenfest davon überzeugt, dass man ein TV-Spin-Off von HSm aufziehen könnte, dass sich ganz um Ryan und seine extrovertierte Art dreht. Die Alias-Macher scherzten ja, sie würden gern ein Spin Off machen, in dem Marshall und Agent Weiß eine Bar eröffnen. Das ließe sich doch perfekt mit Ryan kombinieren... Die zwei führen eien Bar und nebenan ist der "flamboyant" Herrenbekleidungshändler Ryan, dessen "aller, aller, aller beste Freundin" Kelsi regelmäßig Songs für diese Bar schreiben möchte...

Und man schnappt sich Ryan und lässt ihn mit JD aus Scrubs singen, tanzen, Appletinis trinken und darüber diskutieren, warum Cox JD nicht umarmen will... Die Lösung tragen sie mit Ausdruckstanz vor... *schwärm* *g*

Sir Donnerbold hat gesagt…

Edit: Ich meinte natürlich "Wow, somit hat sich die Zahl der MIR BEKANNTEN Leute, die "Hier find'st du das Glück" mögen glatt um 200% gesteigert..."

Luanalara hat gesagt…

Hat Lucas Grabeel nicht schon ein eigenes Filmchen bekommen? Da hat mich letztens bei MediaMarkt eine DVD doch geradezu angesprungen (ich habe ihr aber widerstanden)... es sah nach Liebeskomödie (vermutlich mit Gesang) aus.

Und ich würde mir diese Serie anschauen (obwohl ich Alias nie gesehen hab, aber egal^^). Da kann Kelsi sich austoben und Ryan entwirft die Kostüme für die Sänger (ja gut, und Sängerinnen^^).

Und JD tanzen und singen zu sehen, wäre sicherlich interessant. Cool ins Bild rutschen á la "Lockere Geschäfte" kann er ja schon. *g* Den Ausdruckstanz können sie sich bei Kevin Kline abgucken.

Anonym hat gesagt…

JD singt und tanzt bei Scrubs ja bereits gelegentlich, vor allem in der famosen Musicalepisode. "Guy Love, just Guy Love..."

Andi hat gesagt…

Kenne die alle gar nicht. Zwar ein paar Songs schonmal gehört, da die Filme gesehen, habe aber nicht einen im Ohr.

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