Mittwoch, 14. Oktober 2009

Hör mal, wer da hämmert - Staffel 2

Die zweite Staffel von Hör mal, wer da hämmert beginnt damit, wie Tim Taylor in seiner Heimwerkersendung Tool Time einen Beschwerdebrief vorliest und daraufhin verbrennt.

Diese erste Szene ist kennzeichnend für die zweite Jahresstaffel der genialen Sitcom rund um Tim Taylor, seines Zeichens Familienvater, Heimwerkerkönig und misskommunizierender Ehemann. Große Veränderungen gegenüber der Premierenstaffel gab es bei Hör mal, wer da hämmert im zweiten Jahr nicht zu sehen, viel mehr feilte und schliff man an den Ecken und Kanten des ersten Jahres bis alles was runder wirkte und ölte das Getriebe. Die Eigendynamik der Figurenkonstellation bekam den Raum sich auszubreiten und prägte den Humor und die Geschichten stärker als noch in Staffel 1.

Die auffälligste Änderung in Staffel 2 war die Einführung einer kleinen Szene noch vor dem Vorspann. Dieses Cold Open ermöglichte es die Folgen mit einer kurzen, pointierten Szene zu beginnen, die in manchen Fällen auch schwungvoll die Handlung in Gang brachte.
Ansonsten wird der findige Zuschauer während Staffel 2 auch bemerken, dass Pamela Anderson als Tool Time Girl Lisa noch seltener zu sehen ist, als während der ersten Staffel, und das obwohl Tool Time bereits einen zentraleren Platz in der Serie einnahm.
Dies lag daran, dass (die noch nicht zig Mal operierte und wie aufgepumptes Plastik aussehende) Anderson bereits parallel zur zweiten Staffel von Hör mal, wer da hämmert die Serie Baywatch drehte und deshalb seltener zur Verfügung stand.

Staffel 2 ist zwar noch immer nicht das Hör mal, wer da hämmert, was ich so sehr liebe, aber der etwas hölzerne Rohzustand der ersten Staffel konnte zum Glück bereits hinter sich gebracht werden. Jill ist mehr als nur Tims Ehefrau und die Mutter dreier Kinder, sie wirkt in Staffel 2 bereist stärker und Patricia Richardson darf mehr Charakter in ihre Rolle legen. Auch spielen die Taylor-Kinder eine etwas größere Rolle, selbst wenn ihre B-Storylines meistens weiterhin recht handzahm sind.

Zu den Glanzstunden der zweiten Staffel zählen die Folge, in der Tim und Jill gemeinsam Essen gehen, nachdem sie ihn ermahnte nicht dauernd Frauen hinterherzugucken. Die Folge dessen kann sich natürlich jeder ausmalen, allerdings wird es in Hör mal, wer da hämmert mit feiner Ironie und zugleich göttlicher Übertreibung originell und charmant ausgespielt. Außerdem bekommt das Publikum in dieser Folge einen ersten Blick auf Debbe Dunning, die in der nächsten Staffel als neues Tool Time Girl auftreten wird.
Hervorragend auch die Halloween-Folge, in der Tim versucht die Kinder aus der Nachbarschaft mit seinem Gruselkeller zu erschrecken, Jill auf ein gruseliges Kostüm hofft und Brad seine ersten größeren Beziehungsprobleme zu klären hat. Die Halloween-Folgen bilden ab dieser Staffel ein verlässliches Staffelhighlight mit jeder Menge Witz und tollen Ideen, ohne (wie bei den Simpsons) extra für dieses Fest die Realität zu verlassen.

Typisch für die Stärken der Serie zeichnet sich schließlich die Episode aus, in der Tim versucht einen Specht zu töten, der ihm den Schlaf raubt. Slapstick und spritziger Wortwitz aus Tims Mund vereinen sich hier zu einer Lachdosis mit "Mehr Power!". Noch besser ist nur die Episode, in der Tim zu Al ins Apartement ziehen muss, weil Tims jüngster Sohn Mark die Windpocken hat. Al stellt sich jedoch als klammernder, übermotivierter und anhänglicher Mitbewohner heraus, was Tim den letzten Nerv raubt. Diese Episode ist dank des Charmes, des grandiosen Timings von Al-Darsteller Richard Karn und des hohen Tempos in den Wortgefechten und Lügenkonstrukten der Charaktere eine erfrischende Abwechslung vom Serienalltag und bleibt einem lange im Gedächtnis.

Ebenfalls durchweg gelungen, und vermehrt anzutreffen, sind die Folgen, in denen Tool Time der treibende Motor ist (statt des alltäglichen Familienlebens). So muss sich Tim mit einer nervigen neuen Chefin rumplagen und begegnet zwei andere Male seinem Konkurrenten, der echten Heimwerkerlegende Bob Vila, als ungeliebten Stargast in seiner Show.

Szenenweise ist Hör mal, wer da hämmert in seinem zweiten Jahr im Vergleich zu späteren Staffeln etwas dröge und in der Gesamtheit seiner Folgen noch leicht formelhaft, aber stets unterhaltsam und vor allem schon wesentlich spritziger als in Staffel Eins. Die Stärken der Serie werden vermehrt ausgespielt und die Nebencharaktere gewinnen an Profil, wodurch sie mehr Lacher beisteuern können. Die Höhepunkte gewinnen an Frequenz, Abwechslung wird größer geschrieben. Seit dieser Staffel hat sich die Serie ihren Kultstatus bereits verdient. Doch es geht noch besser weiter.

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3 Kommentare:

Andi hat gesagt…

Ich weiß ja nicht auf was du so stehst, aber zu der Zeit sah Pam nahezu perfekt aus. Wunderhübsch! Wenn du ihr heutiges Ausehen meinst, würde ich dir ja zustimmen.
Sonst gute Rezension. Aus der 2. Staffel stammen dir ersten Folgen, die ich je gesehen habe. War 2001 auf RTL. Ab 2002 hab ich dann regelmäßig geschaut, ab 2003 bekam ich dann so langsam den Overkill, weil sie dann auch noch samstags (wieder von vorne) lief und ich anfing die Episoden aufzunehmen; erst auf CD (mit Mikro vorm TV-Lautsprecher wohlgemerkt), dann auf Kassette (diesmal in besserer Quali, da über Chinch direkt vom Receiver), VHS, VCD und schließlich DVD. Jetzt kaufe ich mir die DVDs ;-) Und fange in zwei Jahren zu 20. an alle Folgen im Original durchzuschauen. Muss übrigens mal erwähnt werden, wie sehr sich die Originaltonspur lohnt. Allein dieses Live-Gefühl ist geil.
Von wann kennst du die Serie?

Sir Donnerbold hat gesagt…

"Ich weiß ja nicht auf was du so stehst, aber zu der Zeit sah Pam nahezu perfekt aus. Wunderhübsch! Wenn du ihr heutiges Ausehen meinst, würde ich dir ja zustimmen."

--- > die NOCH NICHT zig Mal operierte und wie aufgepumptes Plastik aussehende

Wunderhübsch finde ich die HMWDH-Anderson zwar nicht, aber kritisiert habe ich ihr Aussehen auch nicht.

Seit wann ich HMWDH kenne? Pffff, gute Frage, da müsste ich wirklich tief in meinem Gedächtnis kramen. Aber natürlich war auch bei mir RTL Schuld...

Andi hat gesagt…

Oh, sorry, im Eifer des Gefechts überlesen.

Hm, ich hatte gehofft, mal von jemandem zu hören, dass er HMWDH schon von den 1999er Ausstrahlungen von RTL II kennt. Das war glaube ich die erfolgreichste Zeit für die Serie, auch wenn sich heute komischerweise keiner mehr daran erinnert.

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