Mittwoch, 27. August 2008

Underdog

Underdog war eine Zeichentrickserie aus den 60er und 70er Jahren, die in den USA ungemeine Popularität genoss. Der reimende antropomorphe Hund stellte eine liebenswürdige und schusselige Parodie von Superman und Co. dar und blieb unter anderem auch aufgrund des Titelsongs mit Ohrwurm-Charakter in Erinnerung.
In Deutschland ist die Serie dagegen nahezu unbekannt, den meisten wird sie am ehesten noch durch Scrubs - Die Anfänger bekannt sein, wo die A Capella-Truppe vom dauerversagenden Anwalt Ted in einer frühen Episoden den Underdog-Titelsong zum besten gab.
Auch ich erfuhr nur über Scrubs von Underdog, weshalb mich Disneys Ankündigung, eine Underdog-Verfilmung zu planen und bei Erfolg gegebenfalls zum Franchise auszubauen, nur wenig interessierte. Soll der Film halt auf mich zu kommen, ich würde dann ja sehen, was ich davon zu halten habe.

Schließlich startete Underdog in den USA und entpuppte sich als Flop. Das neben dem breiten Publikum auch die Kritiker dem Film die kalte Schulter war da keine Überraschung mehr. Viel überraschender war da schon Dick Cooks Aussage in einem Interview mit BoxOfficeMojo. Der Internetseite gegenüber erklärte sich der Chairman von Walt Disney Pictures den Flop des Films damit, dass der Film viel zu jung sei und etwas mehr Reife hätte vertragen können.
Wow. Wenn der Chairman von Disney Pictures auf diplomatische Weise sagt, dass ein Film zu kindisch ist, dann sollte man sich echt Sorgen machen. Der Film kann nichts gutes sein.

Nun habe ich Underdog auf DVD nachgeholt. Tja, und mir bleibt nichts anderes übrig zu sagen, als dass der Film überhaupt nicht die cinastische Geschmacksvergewaltigung ist, die viele in ihm sehen wollen. Underdog ist ein richtig knuffiger, unschuldig-süßer Familienfilm mit warmherzigem Humor und einer niedlichen Geschichte. Es ist zwar keineswegs die disney'sche Hundekomödie, die ihrem erwachsenen Publikum am meisten bietet, aber sofern man nicht völlig von Zynismus zerfressen ist bietet sie auch jedem jenseits der ersten Schnapszahl an Lebensjahren viel süße und kurzweilige Unterhaltung.
Nur die Halbwertszeit des Films ist ziemlich unterdurschnittlich. Das liegt vor allem an der mangelnden Tragweite der Geschichte. Ein Schuss mehr Dramaturgie hätte beim Publikum die Wirkung erzielt, die man hier wohl erreichen wollte.

Aber der Reihe nach:
Disneys und Spyglass Entertainments mittlerweile vierundzwanzigste Zusammenarbeit Underdog verlegt die Geschichte der Cartoonserie, die noch in einer von antropomorphen Tieren und Menschen bevölkerten Welt spielte, in unsere Realität und erzählt erstmals die Entstehungsgeschichte des Hundes mit Superfähigkeiten.
In bester Spider-Man-Manier erzählt die Hauptfigur selbst ihre Geschichte und beginnt mit ihrem Alltag als Lachnummer der Polizeistaffel. Der kleine Beagel (Jason Lee bzw. Philipp Brammer) hat im Gegensatz zu anderen Hunden keinen sonderlichen Spürsinn und braucht zudem eine Familie und Bestätigung. etwas, dass er in der Hundestaffel nicht bekommt.
Eines Abends wird er von der Straße geschnappt und von Simon Bar Sinister, einem verrückten Wissenschaftler, als Versuchsobjekt für ein Genexperiment missbraucht. Dabei erhält er Superkräfte, mittels derer der kleine Beagel entkommen kann.

Dan Unger (Jim Belushi), ein Ex-Polizist und jetziger Wachmann in Bar Sinisters Labor, nimmt den Beagel in der Hoffnung so den Respekt seines Sohnes wiedergewinnen zu können bei sich auf und tauft ihn Shoeshine. Dans Sohn Jack entdeckt die Superkräfte des neuen Familienmitglieds und tauft sein Superhelden-Alter Ego Underdog. Während Shoeshine an seinen Kräften und seinem Auftritt feilt und mit der Hundedame Polly (Amy Adams bzw. Barbera Schöneberger) flirtet, schickt Bar Sinister seinen Gehilfen Cad (Patrick Warburton) auf die Suche nach dem entkommenen Hund.

Die restliche Geschichte ist - wen überrascht es - vorhersagbar und bedient sich allerlei vorgekauten Handlungselementen aus ähnlich gelagerten Familienkomödien und auch von Superheldenfilmen. Zumindest letzteres ist auch eine gewisse Stärke des Films, da hier mit viel Herz eine kindgerechte Superheldenparodie erschaffen wird, die sich wirklich gut ansehen lässt. Nur leider ist der Film bei weitem nicht so dramatisch wie das, was er nachzeichnet. Viele Bilder aus aktuellen Superheldenfilmen finden sich wieder, doch die Bedeutung, die sie in den Vorlagen haben lässt sich hier nur erahnen.
Underdog ist nunmal nur eine kleine Familienkomödie, aber dennoch wäre etwas mehr ehrliche Tragweite willkommen gewesen. Denn so wäre der Film erinnerungswürdiger und hätte auch eine größere Emotionalität.

Die Darsteller sind allesamt okay, positive Ausnahme ist Patrick Warburton, der seine Rolle als dümmlicher Schurcken-Sidekick herrlich auflegt. Es erinnert nicht von ungefähr an Kronk aus Ein Königreich für ein Lama, hat aber genug neue Eigenheiten um nicht als Selbstkopie zu gelten.

Die Tricks - vor allem die semi-animierten Hunde, sind für die Größe dieser Produktion durchschnittlich, dafür wissen die englischen und deutschen Stimmen in allen Belangen zu überzeugen. Mit Überraschung durfte ich feststellen, dass Barbera Schöneberger genauso wie Amy Adams klingt. Ist es zu spät eine Neusynchro von Verwünscht zu verlangen?
Oder eher zu früh? Naja, ich frag in 4 Jahren nochmal, okay?

Fazit: Der Film ist besser als sein Ruf, ist also ein wahrer Underdog. Wie ironisch das Leben doch sein kann.
Wer knapp 75 Minuten lang kurzweilige, aber harmlose, Familienunterhaltung sucht und sich ein bisschen mit Superheldenfilmen auskennt, darf hier einen Blick risikieren.

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