Donnerstag, 15. Mai 2008

Trinkt aus Piraten, Yo-Ho


Weltweit circa 2 Milliarden und 696 Millionen Dollar Einspielergebnis, allein in Deutschland 19.463.470 Zuschauer: Die Pirates of the Caribbean-Trilogie hat unumstritten ihre Spuren in der Kinowelt hinterlassen.
Aber auch in der Musikwelt leisteten die Piraten der Karibik außergewöhnliches: Die Soundtrackalben zu den drei Filmen verkauften sich außergewöhnlich gut und haben eine große Fangemeinde.

Das Soundtrackalbum zu Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt schaffte es sogar auf Platz 8 der deutschen Albencharts - für eine instrumentale CD eine hervorragende Leistung.
Besonders interessant ist aber, dass es sogar Single-Auskopplungen aus den Soundtracks gab. Auch hier möchte ich daran erinnern, dass es sich um instrumentale Musik handelt - während Singleauskopplungen aus Soundtrackalben nicht ungewöhnlich sind, so ist es durchaus beachtenswert, wenn ein instrumentales Stück ausgekoppelt wird.
Prominentestes Beispiel ist wohl "Axel F." von Harold Faltermeyer aus Beverly Hills Cop, übrigens ebenfalls eine Bruckheimer-Produktion.

Bei Disneys Totenkopf-Franchise ist es gleich zweimal dazu gekommen, dass man einen Score zur Single machte:
"He's a Pirate" wurde 2006 aus dem Fluch der Karibik-Album ausgekoppelt und mit Remixes versehen in den Handel entlassen. Im Jahr danach entschied man sich, "Trinkt aus Piraten, Yo-Ho" ebenfalls als Single zu veröffentlichen.
Doch im Gegensatz zum letzten Track des Fluch der Karibik-Albums bekam der Abschluss von Am Ende der Welt zwei Medleys als Kompagnons gestellt - was mir persönlich auch um einiges mehr zusagt. Original-Medleys besiegen Techno-Remixes zu jederzeit.

Aber erstmal alles schön der Reihe nach. Widmen wir uns erst dem Eröffnungstrack der CD: Trinkt aus Piraten, Yo-Ho.

Dieser Titel ist der Abschluss des Soundtrack-Albums von Am Ende der Welt und zugleich auch der krönende musikalische Abschluss des Films - im Abspann folgt noch ein Zusammenschnitt zweier Suiten, doch dieser Track ist der letzte "originale" Track.

Er beginnt zurückhaltend mit klassischem, Klischee beladenen Seefahrersound - und viel Charme: Ein Akkordeon spielt Jacks betrunkene Melodie und die Dreier-Notenfolge die in nahezu jedem Thema der PotC-Filme vorkommt, gefolgt von einer mystischen Melodie, bevor diese in eine abgewandelte Form von Jacks Einmarschmelodie und schließlich in das berühmteste Stück aus den Pirates-Filmen mündet: He's a Pirate in einer energischen und reichen Orchestrierung. Es folgt ein langes Statement des Beginns von Jacks Actionthema und schließlich das rührende und Fernweh auslösende, melancholische Liebesthema aus Am Ende der Welt.
Und so verlässt uns auch diese Melodie, mit einem melancholischen Touch.

Irgendwie ist dieser Track auch eine Zusammenfassung der Trilogie: Die kleine, verrückte Piratengeschichte, übernatürliches, wilde Action und ein Hauch von Seefahrerromantik in jeglicher Form ihrer Bedeutung. Die Liebe zum Meer, das wehmütige Hängen an einem alternativen Lebensstil, die Neigung zum Abenteuer, die Liebe unter Seefahrenden.

Mit 4 Minuten und 31 Sekunden Laufzeit ist Trinkt aus Piraten, Yo-Ho zugleich auch der längste Track dieser CD. Und hier beginnt die Zweischneidigkeit dieser Veröffentlichung.

So erscheinen zwei Medleys zu je ca. 3 Minuten erstmal schockierend wenig für die große Menge an Material, wie die PotC-Filme hergeben.
Zugleich muss man aber auch zugestehen, dass diese Kürze auch einen gewissen Reiz hat, da sich auf diese Weise die Möglichkeit bietet die besten Melodien in einem kurzen und originellen Kontext zu setzen.

Track 2, das At World's End Medley versucht dies mit drei Tracks aus dem Am Ende der Welt-Album: Singapore, At Wit's End und Up is Down.

Es beginnt mit der mystischen Eröffnung des Singapore-Tracks, abrupt gefolgt von der militärischen Version von Becketts Thema, Sao Fengs Thema und einer verkürzten Version der Captain-Jack-Sparrow-Einmarschmelodie.
Diese mündet hinüber in die Kurzfassung des Tracks "At Wit's End", bestehend aus einem kurzen Appetitanreger des Liebesthemas und dem World's-End-Thema (der Melodie, die beim Absturz über den gigantischen Wasserfall zu hören ist).
Es folgt der heimliche Star des letzten Soundtrack-Albums der Piraten-Trilogie, Up is down, ebenfalls in einer gekürzten Version.

Natürlich kann man in einem (normalen) Meldey auch schwer erwarten, dass sich alle Melodien vollständig wieder finden. Jedoch ist beim Zusammenschnitt der einzelnen Musikthemen ein klarer Qualitätsunterschied festzustellen. So ist der Beginn dieses Medleys ziemlich holprig: Das mysteriöse, geheimnisvolle Singapur-Thema wird so abrupt von einer (gelungenen) Kurzfassung des Militär-Sounds abgebrochen, dass ich beim ersten Anhören tatsächlich dachte, meine CD würde springen.

Die Kurzfassung von Jacks Einmarschmelodie wird Puristen wohl schmerzen und ist meines Empfindens nach auch unnötig, da dieses Thema eh recht kurz ist, so dass man es, wenn überhaupt, nur am Anfang und Ende sanft schneiden müsste.
Alle verbleibenden Themen wurden jedoch recht gekonnt verkürzt und zudem sind auch die Übergänge zwischen den einzelnen Stücken sehr gut (mit Ausnahme des erwähnten Übergangs zum Beckett-Thema).

Insgesamt ist das Medley ganz gut hörbar, jedoch wird (vor allem Fans) bei genauem Hinhören der Beginn sehr sauer aufstoßen. Auch die Melodieauswahl ist etwas kurios, da hier das Piraten-Thema Hoist the Colours gänzlich fehlt. Als wichtiges Leitmotiv des Films hätte es meiner Meinung nach aber hineingehört - gerne auch als Ersatz für den hier doch ziemlich geschundenen Rest des Singapore-Tracks.

Die Auswahl der Vorlagen ist beim Pirates of the Caribbean: Dead Man's Chest Medley um einiges besser: Die Tracks Jack Sparrow, The Kraken und Davy Jones wurden hier ausgewählt und sind nicht nur für ein Medley gut geeignet, sondern repräsentieren auch sowohl die Musik als auch den Inhalt des Films sehr gut.

Das Medley beginnt mit der sehr schweren und dramatischen Fassung des "Betrunkener Jack"-Themas, wechselt kurz zu einem der etwas dramatischeren Teile der "fliehender Jack"-Melodie, wie man sie auf der Kannibaleninsel zu hören bekam, schwenkt über zu Jacks Actionthema und zurück zum fliehenden Jack, nun aber als triumphierender Abschluss. Dieser mündet in eine hervorragend eingedampfte Version des von mir so sehr geliebten Kraken-Themas. Als Abschluss gibt es Davy-Jones-Thema zu hören, sowohl auf der Orgel als auch auf der Spieluhr.

Dieses Medley ist im Grunde genommen rundum gelungen: Die einzelnen Themen sind sehr gut zusammen geschnitten und nicht etwa mit Axt und aller Gewalt runtergestutzt und die Übergänge sind auch ziemlich makellos.
In einer Zeit von weniger als vier Minuten kann man nicht mehr verlangen. Sicherlich werden die einzelnen Musikthemen in zwanzig bis knapp achtzig Minuten langen Mega-Fanmade-Medleys ausführlicher wiedergegeben, aber Medleys vermischen ja nicht nur, sie fassen auch zusammen. Und das Medley zu Teil 2 ist da wirklich lobenswert. Natürlich könnte es gerne noch länger sein, aber es ist auch keineswegs zu kurz.

Die CD ist natürlich ein reiner Fanservice und richtet sich wohl auch allein an Fans, die Mal eben bis zu zehn Euro springen lassen können. Zwei kurze, offizielle Medleys im CD-Schrank zu haben, ist für einen PotC-Fan schon eine reizvolle Sache.

Ein Pflichtkauf ist diese Single dennoch nicht: Der Haupttrack befindet sich eh schon in den Regalen der meisten Pirates-Fans, und mit 6:30 Minuten Medleys lockt die CD einem auch nicht viel mehr als ein nettes und durchaus zufriedenes Lächeln heraus. Um für Herzklopfen zu sorgen sollten schon aufwändigere, längere Medleys her.

"Trinkt aus Piraten, Yo-Ho" ist keineswegs eine schlechte Veröffentlichung, aber auch weit davon entfernt sensationell zu sein. Für diesen niedrigen Preis aber vollauf akzeptabel.

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