Freitag, 18. April 2008

21


Blackjack, aber keine Nutten

In meinem Blogeintrag über Sweeney Todd erwähnte ich auch, dass mich der Trailer zu 21 sehr beeindruckte. Vorher hatte ich noch nie von dem Film gehört, und auch im Anschluss machte der Streifen nicht viel von sich reden.

Trotzdem ging ich nun ins Kino. Die Erwartungshaltung war nicht besonders hoch, aber dafür umso bestimmter: Ich erwartete ein stylisches Kinoerlebnis, so wie es der Trailer vorlegte, eine Geschichte über einen Mathematikstudenten, der Hals über Kopf in einen riesigen Casinobetrug gestürzt wurde und sich in Las Vegas und seinen Reizen verliert. Glücksspiel, Drinks, Musik, heiße Frauen.
Kurzum: Auf mich sollte ein nicht sonderlich anspruchsvoller Film mit beeindruckender Optik und packender Story warten.

21 beginnt auch so, wie man es nach dem Trailer erwarten mag: In der ersten Szene sehen wir die in das Spiel vertiefte, uns Eigenheiten des Black Jacks erklärende, Hauptfigur (Ben Campbell, gespielt von Jim Sturgess) sowie Karten und Spielchips in Nahaufnahme. Verworrene Kamerafahrten ziehen den Zuschauer in das Spiel hinein.

Nach diesem Prolog führt uns der Film zurück zum Anfang seiner Geschichte: Ben ist ein wahres Mathematikgenie und möchte unbedingt auf die Harvard Universität. Da es ihm jedoch an Geld mangelt, hofft er auf ein renommiertes Stipendium. Wie er jedoch erfahren muss, habe er "zu wenig Lebenserfahrung" vorzuweisen, um dies zu bekommen. Doch der 21-jährige erhält die Chance seines Lebens: Sein Professor lädt ihn in eine kleine Gruppe von Studenten ein, die unter seiner Leitung an den Wochenenden nach Las Vegas fährt, um dank eines ausgeklügelten Kartenzählsystems in den Casinos der Glitzerstadt Unmengen von Dollars zu gewinnen.
Bis der Film allerdings endlich (wieder) in Las Vegas angekommen ist, vergeht einiges an Zeit, und währenddessen wird eins unübersehbar klar: 21 ist sehr viel biederer und vorhersagbarer, als man vermuten möchte. Und das tut dem Film natürlich alles andere als gut.

Es beginnt schon bei der verhaltenen Musikauswahl. Gerade eine Geschichte, die zum Teil in Las Vegas spielt, sollte eigentlich eine thematische Steilvorlage bieten - vor allem auch eine, die genutzt werden sollte. Stattdessen werden lapidar ein paar harmlose Popnummern abgespult - weder besondere Geheimtipps, noch populäre Reißer sind zu finden.
Die gänzlich konventionelle Kameraführung weiß nur in wenigen Momenten zu überzeugen, und zwar in den knappen Augenblicken, in denen sie an Dynamik hinzugewinnt. Viel reißt dies allerdings nicht heraus, denn der Schnitt wird nach Schema F schnell abgehakt. Selten wurde Las Vegas so normal abgelichtet - die blinkenden Verführungen dieser Stadt sind auf sich selbst angewiesen. Das reicht immer noch um in den Zuschauern Reiselust zu wecken, aber das liegt tatsächlich an der Stadt selbst.
21 hätte sich eine Scheibe von der Serie Las Vegas abschneiden sollen.
Denn die 08/15-Optik schafft es nicht von der Handlung abzulenken - sie klammert zu sehr an der Geschichte eines mittellosen, nach höheren Bildungszielen greifenden Mathematikstudenten mit wenigen Freunden und wenig Lebenserfahrung.

Schlecht ist eine solche Geschichte gewiss nicht, doch da sie ohne jegliche Inspiration abgespult wird und sich nicht wirklich entscheiden kann, ob sie den Zuschauer nun packen möchte, oder einfach nur eine obskure, aber wahre Begebenheit präsentieren möchte, fällt sie unter dem Strich einfach nur noch durch.

Denn so, wie der Film letzten Endes geworden ist, hätte es wahrlich keine Kinoadaption des Buches über die wahre Geschichte gebraucht. Wie man manchmal am Wochenende nachmittags merkt, gibt es einige gute Fernsehfilme, die solche wahre Anekdoten sehr ambitioniert umsetzen. Die sind optisch nicht so ansprechend, machen dies aber mit einer gewissen Passion für solche kleinen, nicht kinogerechten Geschichten wieder wett. Und wenn es schon kein schriller, bunter Trip werden soll - dann hätte ich viel lieber eine solche Fernsehumsetzung gesehen.

Daran können auch die Darsteller nichts ändern: Kate Bosworth als die Love Interest der Hauptfigur darf gut aussehen, Kevin Spaceys Talent blitzt kurzzeitig auf, schafft es aber auch nicht den Film aufzuwerten. Und Aaron Yoo bringt den Zuschauer zum schmunzeln, lässt aber das großartige Timing aus Disturbia vermissen.

Richtig schlecht ist 21 aber dennoch nicht. Allerdings ist er auch bei weitem nicht gut - wenn man 120 Minuten lang nichts zu tun hat, dann ist dieser Film durchaus eine Option. Sonst kann man ihn aber auch gerne versäumen.

2 Kommentare:

juliaL49 hat gesagt…

Wenn man 120 Minuten nichts zu tun hat - z.B. nichts zu denken...

Im Nachhinein betrachtet war der Film wohl wirklich guter Durchschnitt, aber mir stießen die eklatanten Mathematikfehler sehr auf, wie z.B. die Fibonacci-Folge auf der Geburtstagstorte: das hätte selbst der dümmste Mathestudent sofort mitbekommen und so Genies wie die drei hätten da nicht einen halben Tag drüber nachdenken müssen! Und dieses Detail hat dann meine Grundstimmung negativ beeinflusst :)

Sabine hat gesagt…

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