Samstag, 27. April 2024

Mediatheken-Tipps (27. April 2024)

El Mariachi (Action, 1992) Robert Rodriguez' erster Langfilm: Atmosphärische, rasant erzählte und stylische Verdichtung aus Neo-Western, South-of-the-Border-Mythos und Actionknaller, die der Legende nach für unter 7.300 Dollar produziert wurde (und nochmal etwa 200.000 Dollar an Postproduktion und Verfielfältigungskosten verschlang). Saucool und explosiv! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 28. April 2024

Guten Morgen (Alltagskomödie, 1959) Yasujirō Ozus zweiter Farbfilm ist zugleich ein loses Remake eines seiner Stummfilme und dreht sich um Kinder, die in den Redestreik treten, weil sich ihre Eltern gegen die Anschaffung eines Fernsehers ausgesprochen haben. In einer Nebenhandlung geht es um die Vermutung, dass bei einer örtlichen Frauengruppierung Geld veruntreut wurde, und dass ein im Ort wenig bekanntes Ehepaar abgehoben sei. So entsteht eine Geschichte über inhaltsleere Alltagsphrasen, Misstrauen und Innovationsscheue, aber auch über zwischenmenschliche Kommunikation. Erzählt mit beiläufigem Dialogwitz und einem Pups-Running-Gag. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 29. April 2024

Die große Aktion (Komödie, 1968) Jean-Pierre Mockys spritzige, mit leichtem satirischen Biss versehene Komödie handelt von einem übereifrigen Gymnasiallehrer, der glaubt, dass seine übermüdeten und desinteressierten Schützlinge nur durch eine Methode wieder für das Anhäufen von Wissen begeistert werden können: Er beschließt, ihre Fernsehantennen unbrauchbar zu machen. Betont schrill und albern erzählt, aber in seinem Ringen zwischen Medienpessimismus und Kulturoptimismus recht durchdacht und zeitlos. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 30. April 2024

Gangs of New York (Historien-Gewaltepos, 2002) Martin Scorseses großes Passionsprojekt, das leider durch Produzent Harvey Weinstein kompromittiert wurde. Während wir also alle die Daumen drücken, dass Scorsese noch eines Tages ganz im Stile Francis Ford Coppolas zu diesem Projekt zurückkehrt und einen Director's Cut nachliefert, kann man sich aber noch immer daran ergötzen, was Scorsese allem negativen Einfluss zum Trotz ablieferte: Stark von Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis und Cameron Diaz gespielt und imposant ausgestattet, erweckt Gangs of New York ein blutiges, finsteres Kapitel der US-Ostküstenhistorie zum Leben. Eine echte Wucht! arte-Mediathek, abrufbar bis zum 5. Mai 2024

71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls (Psychodrama, 1994) Frostige, fragmentarisch erzählte Regiearbeit Michael Hanekes: In Einzelszenen wird auf das schon zu Filmbeginn vorweggenommene Ende hingearbeitet - einen Amoklauf in einem Wiener Vorort. In waschechter Haneke-Manier eine erschütternde Reflexion über Gewalt und unmenschliche Untiefen. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 13. Oktober 2024

Only Lovers Left Alive (Vampir-Abhängfilm, 2013) Nachtschwärmerische, übernatürliche Coolness von Jim Jarmusch und mit einem Cast zum Zungeschnalzen: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, Jeffrey Wright, Slimane Dazi und John Hurt! Es geht um Kulturlust und Lebensfrust, die (Un-)Attraktivität des ewigen Lebens und staubtrockenen Humor. Sowie um verführerische, verführerische Musik. ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Dezember 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.

Samstag, 20. April 2024

Mediatheken-Tipps (20. April 2024)

Duell am Missouri (Exzentrisches New-Hollywood-Western-Drama, 1976) Bonnie und Clyde-Regisseur Arthur Penn bringt das Westernkino und New Hollywood zusammen, ebenso wie Jack Nicholson und Marlon Brando. Das Ergebnis ist ein stolz-atonaler, trotzdem wie aus einem Guss wirkender Mix aus Abgesang auf Macker-Archetypen und die Vorstellung des sich selbst regulierenden, angeblich hehren Wilden Westens, Auftragskiller-Groteske und Liebesgeschichte zwischen einem Ganoven wider Willen und einer ihren Vater verachtenden Unternehmertochter, gespielt von Kathleen Lloyd. (Warnung für Tierfreund:innen: Beim Dreh wurde durch rücksichtslosen Umgang Pferde verletzt.) arte-Mediathek, abrufbar bis zum 6. Mai 2024

Zwei im falschen Film (Meta-Liebesdrama, 2017) Einer meiner Lieblingsfilme aus dem Jahr 2017: Regisseurin und Autorin Laura Lackmann demontiert und zelebriert die inszenatorischen sowie narrativen Zugeständnisse (nicht nur) des Romantikfilms, indem sie ein Paar (famos: Laura Tonke und Marc Hosemann) vollauf ungeschönt, langweilig, geradezu nervig zeigt. Nicht einmal, weil es so dermaßen dysfunktional ist, sondern einfach, weil Lackmann vorführt, wie unfilmisch so ein Liebesleben sein kann. Nach und nach wird das Paar angenehmer, der Film wiederum kitschig-klischeehafter. Brillantes "Man will halt immer das, was man nicht hat"-Kino! ARD-Mediathek, abrufbar bis zum 12. Mai 2024

Der Tiger von Eschnapur (Abenteuerromantik, 1959) Erster Part des epischen Indien-Zweiteilers von Regielegende Fritz Lang: In Der Tiger von Eschnapur entbrennt ein nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen gefährdendes Liebesdreieck zwischen einem deutschen Architekten, einem Maharadscha und einer Tänzerin. Lang arbeitete bereits in der Stummfilmära als Drehbuchautor an einer Version dieses Stoffes, die aber Richard Eichberg inszenierte. Nun übernahm er selbst die Regie. Das Ergebnis ist wahrlich keine akkurate Lehrstunde in indischer Kultur und Historie, wohl aber ein farbprächtiges Abenteuermärchen mit viel Herz und einem genüsslich-bizarren Humor. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Mai 2024 

Das indische Grabmal (Abenteuerfilm, 1959) Zweiter Part des epischen Indien-Zweiteilers von Regielegende Fritz Lang: Mehr Trubel und drohender Tod, aber auch mehr Herzschmerz und Sinnlichkeit. ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 14. Mai 2024 

Buster - Ein Gauner mit Herz (Krimikomödie, 1988) Phil Collins sitzt nicht an den Drums und singt auch nicht in mehreren Sprachen, sondern zeigt sich als Schauspieler: In David Greens gewitzter Krimikomödie mimt er einen kleinen Trickbetrüger, der ausnahmsweise an einem großen Ding mitwirkt. So wird er urplötzlich zum meistgesuchten Verbrecher des britischen Empires. Ein Status, dem er erstmal wachsen muss. arte-Mediathek, abrufbar bis zum 18. Mai 2024

Zwischen uns die Nacht (Liebesdrama, 2023) Kirmes- und Nachtschwärmerei-Romantik treffen auf eine junge inszenatorische Stimme in Form von Regie-Newcomerin Abini Gold und herzlich-zwischenmenschliche Dramatik: Laura Balzer gibt eine tolle Performance als junge Mutter in sozial prekärer Position, die mangels Alternativen auf der Sommerkirmes anheuert. Alsbald hat sie unverhofftes Liebesglück, aber auch unerwarteten, romantischen Stress. Gelungene Balance aus hoffnungsvoller Unbeschwertheit und auf Romantisierung verzichteten Blick in gesellschaftlich überbevorteilte Schichten - und das echt hübsch gefilmt! ZDF-Mediathek, abrufbar bis zum 4. August 2024

Warum Mediatheken-Tipps? Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender sind ein unablässig sprudelnder Quell an sehenswerten Produktionen. Ob Spielfilm, Dokumentarfilm, Reportage, Konzertfilm, Serie, oder oder oder. Doch nicht nur, dass man da leicht den Überblick verlieren kann: Ich kenne einige Menschen, die den Mediatheken kaum oder gar keine Beachtung schenken. Mit dieser Artikelreihe möchte ich Orientierung bieten, ebenso wie Anreiz, sich vermehrt mit den Mediatheken zu befassen. Dazu gebe ich wöchentlich sechs Anschautipps.

Wieso sechs Tipps? Ich möchte, dass diese Artikelreihe händelbar bleibt. Für mich, damit ich sie neben meinen anderweitigen Verpflichtungen verfassen kann. Und für euch: Ich will euch nicht mit Anschautipps erschlagen. Sechs Tipps halte ich indes für umsetzbar: Selbst, wer alle Tipps ansprechend findet, kann sich täglich einen davon angucken, und hat dennoch bis zur nächsten Ausgabe der Reihe auch einen Tag "mediathekenfrei". 

Die Mediatheken-Tipps erheben selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt viel mehr zu sehen, als ich hier Woche für Woche nennen könnte.